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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 8 Monaten
Neue Streik-Kultur? Warum die Kämpfe um Arbeit und Geld härter werden

Mehr als vier Monate dauert der Streik von Beschäftigten eines Recyclingbetriebes im sächsischen Espenhain bereits. Die Forderung: ein Tarifvertrag und eine reduzierte Wochenarbeitszeit – Warum bewegt sich so wenig?

Streikende der IG Metall haben ihre Arbeit niedergelegt, und das mittlerweile seit mehreren Monaten. Es gilt nicht nur als der längste Streik in Sachsen sondern in der ganzen europäischen Geschichte. Es ist ein Rekord. Die streikenden Arbeiter sind bei SWR Metalfloat beschäftigt, einem Recyclingunternehmen in chinesischem Besitz. Die chinesischen Eigentümer lehnen Verhandlungen über einen Tarifvertrag grundsätzlich ab – deswegen soll mit einer Demonstration und dem Streik Druck gemacht werden. Seit November 2023 streikt rund die Hälfte der ungefähr 200 Mitarbeitenden. Bei dem Streik geht es ihnen um mehr Geld und kürzere Arbeitszeiten. Das soll in einem Tarifvertrag festgehalten werden. Aktuell liegt ihr Gehalt etwa einen Euro über dem Mindestlohn – das ist den streikenden Arbeitern, die im Dreischichtsystem am Fließband arbeiten, zu wenig. „Die höheren Preise, Spritkosten, Strom, Lebensmittel, das zehrt dann schon“, erklärt eine Arbeiterin ihre finanzielle Lage. „Dann hab ich noch die Kredite laufen und dadurch reicht das bei mir nicht ganz. Da muss halt mein Sohn mit aushelfen. Er wohnt ja noch mit seinen 20 Jahren bei mir und dann gibt er mir ein Kostgeld von sich aus.“ Das Unternehmen setzte im Gegensatz dazu im Jahr 2022 fast 100 Millionen Euro um – ein Gewinn von knapp neun Millionen Euro. Fair finden die Beschäftigten das nicht. Also streiken sie. Und nach über vier Monaten Streik stehen die Chancen für Tarifverhandlungen wohl besser als je zuvor.

Die Auseinandersetzung in Espenhain um einen Tarifvertrag ist zwar ein Extrembeispiel, steht aber für einen generellen Trend in Deutschland. Ob von verdi oder gdl organisiert – das Jahr 2024 steht bereits jetzt im Zeichen der Streiks. Die Zahl der Streikstunden steigt seit 2020 massiv an – von rund 1,9 Millionen Stunden auf schätzungsweise 4,5 Millionen im vergangenen Jahr.

Warum ist das so? MDR Investigativ spricht mit einer Gewerkschafterin, dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Sachsen und dem Arbeitssoziologen Stefan Schmalz über die zunehmend härteren Konflikte um Tarife, Gehalt und faire Arbeit.

Kapitel
0:00 Großkampftag bei ver.di: Streik der Regiobus in Mittweida
3:55 Wie entwickeln sich die Mitgliederzahlen bei Gewerkschaften?
5:14 Streik-Rekord in Espenhain: 4 Monate Kampf um Tarifvertrag
9:43 Weniger Tarifverträge für Arbeitnehmer in Ostdeutschland
10:42 Die Busfahrer streiken weiter, in Mittweida und im Erzgebirge
14:28 Wie geht der Streik in Espenhain weiter?

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