Die Frauen von Ceuta
Die Frauen von Ceuta
Ceuta steht in diesem Frühjahr wohl wieder eine neue Flüchtlingswelle bevor, denn die Stadt ist Afrikas Sprungbrett nach Europa. Dabei kämpfen die Menschen in der spanischen Exklave selbst mit Armut, Inflation, Bildungsmisere, Rassismus und Kriminalität. Einige Frauen wollen das nicht länger hinnehmen und nehmen ihr Schicksal und das der Stadt selbst in die Hand.
Ceuta ist wichtig – für Spanien, für die EU und die Nato. Die Ceutis aber sind es nicht. Die kleine spanische Exklave im Norden Afrikas ist wie ein Brennglas für zwei der drängendsten Probleme Europas: die unaufhaltsamen Flüchtlingsströme aus dem Süden und den erstarkenden Alltagsrassismus. Muslime machen fast die Hälfte der knapp 85.000 Einwohner aus, aber sie sind überproportional von prekären Lebenssituationen betroffen.
Die Reportage trifft drei Frauen, die am Rande der EU ein Spielball der großen Politik sind und die sich nicht damit abfinden wollen, dass ihre Heimat zum Flüchtlingslager und Ghetto wird. Um die Not zu lindern, packen sie die Probleme selbst an. Während sich die Geschäftsfrau Sabah Hamed Mohamed um junge Flüchtlinge kümmert, ihnen Decken und Kleidung anbietet, verteilt Hanan Abderrahman Mohamed mit ihren Anonymen Frauen Lebensmittel an rund 200 bedürftige Familien. Die Menschenrechtsanwältin Fatima Hamed Hossain geht auf die Straße und sucht das Gespräch mit den Bürgern, denn ihre junge Partei „MDyC“ will die Rechtspopulisten von VOX in den anstehenden Wahlen Ende Mai aus dem Stadtparlament fegen.
Doch in die unermüdlichen Anstrengungen, das Leben für alle wieder lebenswerter zu machen, platzt die Nachricht: In der letzten Nacht haben Flüchtlinge versucht die Grenze von Marokko nach Ceuta zu überwinden. Sie haben es nicht geschafft. Vielleicht waren es 200 oder 300 – vielleicht auch mehr. Genaue Zahlen erfahren die Ceutis nicht. Aber von 50 Verletzten ist die Rede. Und sie werden es wieder versuchen. Da sind sich alle sicher.
Reportage (D 2022, 32 Min)
Die Frauen von Ceuta | ARTE Re: