Cannabis-Boom in Tschechien
Cannabis-Boom in Tschechien
Tschechien ist auf dem Weg zu einer Cannabis-Legalisierung und Prag für viele schon heute das nächste Amsterdam. Der Markt boomt aber schon jetzt – auch ohne Legalisierung. Suchtberater Radek Jurnikl ist jeden Tag bei seiner Arbeit auf den Straßen Prags damit konfrontiert. Seit zwei Jahren darf Cannabis zudem für medizinische Zwecke in Tschechien angebaut werden …
Prag ist in Ost-Europa als Party-Hotspot bekannt: Inzwischen werden dort nicht nur bierselige Junggesellenabschiede gefeiert, Tschechiens Hauptstadt zieht auch viele Cannabis-Liebhaber an. Aber nicht nur im „Amsterdam des Ostens“ wird der Cannabis-Boom sichtbar: Tschechiens Jugend konsumiert so viel wie nirgendwo sonst in Europa. Dabei ist Cannabis im Land aktuell noch nicht legalisiert. Zwar hat Tschechiens Regierung angekündigt, Deutschland bei der Cannabis-Legalisierung folgen zu wollen. Bisher liegt aber nur ein Gesetzentwurf vor.
Trotzdem blüht der Cannabis-Markt: Touristen können sich auf dem Schwarzmarkt der Prager Innenstadt versorgen. Dazu kommen vermeintliche Cannabis-Shops, die eigentlich nur nicht-berauschende CBD-Produkte verkaufen dürfen. Die aktuell unübersichtliche Rechtslage wird auch von Drogenberater Radek Jurnikl kritisiert. Er arbeitet seit sieben Jahren auf Prags Straßen mit Drogenabhängigen.
Der legale Markt befindet sich ebenfalls im Aufschwung: Seit zwei Jahren dürfen Unternehmen in Tschechien Cannabis für medizinische Zwecke anbauen. Für Martin Vanek und sein Team ermöglichte diese Liberalisierung den Eintritt in ein lukratives Geschäft. Die angekündigte Legalisierung könnte Unternehmern wie ihm die Tür zu einem nochmals größeren Markt öffnen. Während Martin Vanek legal Cannabis anbauen kann, sitzt Matej Cerny wegen illegalem Anbau seit drei Jahren im Gefängnis. Der Familienvater muss als Wiederholungstäter insgesamt zwölf Jahre absitzen. Er hofft, dass er nach einer Legalisierung einen Teil seiner Haftstrafe erlassen bekommt.
Cannabis-Boom in Tschechien | ARTE Re:
Reportage (D 2024, 30 Min)