Zwischen Karriere und Kompromiss: Künstlerinnen über Mutterschaft
Zwischen Karriere und Kompromiss: Künstlerinnen über Mutterschaft
Kinder, Kunst und Karriere. Wie schafft man das, ohne an der Doppelbelastung zu zerbrechen?
Wie gelingt es Frauen, Mutter zu sein und das zu tun, wofür sie beruflich brennen?
„Frauen haben Glück, wenn sie nicht auf der Strecke bleiben und das Selbstvertrauen verlieren“, sagt Komponistin Rachel Portman. 1997 gewann sie als erste Frau in der Kategorie „Beste Filmmusik“ den Oscar. Den Score schrieb sie, als ihre erste Tochter grade fünf Monate alt war. Rachel Portman war keine junge Mutter. Mit Mitte 30 bekam sie ihr erstes Kind, das während der Oscar-Verleihung in Hollywood bei den Großeltern in England blieb. Sie selbst reiste nur für zwei Tage nach Los Angeles; ihre Kinder konnte sie nie lange allein lassen. Doch „Filmmusik komponieren“ bedeutet „Reisen“. Weil sie viel von zuhause arbeitete, verlor sie Jobs. Wie wird man beidem gerecht: Seinen Kindern und sich selbst?
Schauspielerin Franziska Hartmann hat zwei Kinder. Sie arbeitet frei, am Theater und beim Film. Um die erste Zeit nach der Geburt mit ihrer Tochter verbringen zu können, sagte sie ein großes Filmprojekt ab. Als sie das erste Mal danach wieder vor der Kamera stand, hatte sie ihr Baby am Set dabei. Wenn sie stillen musste, wurde unterbrochen. Das ging nur, sagt sie, weil sie die Hauptrolle spielte. Viele ihrer Kolleginnen hätten gerne Kinder, aber die Angst, Rollen zu verlieren oder aus dem Job zu fliegen, sei groß. Als Franziska schwanger war, wurde sie selbst umbesetzt.
Ballerina Polina Semionova tanzt am Staatsballett Berlin. Wenn sie Vorstellung hat, wie an diesem Abend in der Deutschen Oper Berlin, spüren ihre beiden Kinder die Nervosität. Die kleine Tochter schläft noch mit im Elternbett, sie ist dann besonders aufgeregt. Dass man für eine gute Performance ausgeschlafen und fit sein muss, dachte Polina, bevor sie Mutter wurde. Dass ein Auftritt auch gelingt, wenn der Tag nur aus Rennen besteht und ihm eine unruhige Nacht voranging, hat sie erfahren, als sie nach ihrer Schwangerschaft wieder auf der Bühne stand. Sechs Wochen trainierte sie kaum, danach stieg sie wieder ein. Wer in der Ballettbranche zu lange raus ist, läuft Gefahr, ganz raus zu sein.
Lakwena Maciver ist bildende Künstlerin, lebt in London und hat zwei Söhne und eine Tochter. Ihr Mann unterstützt sie und so schafft sie es, trotz Kindern Kunst zu machen: Malerei, Mode, Murals und große, farbenfrohe Installationen im öffentlichen Raum. Um beides zu haben, müsse man Kompromisse eingehen. Und Künstler:innen, sagt sie, mögen keine Kompromisse. Kinder und Karriere – dass beides zusammen geht, ohne Einschränkungen, sei sein Mythos.
Traumjob und Familie zu vereinbaren ist ein Kraftakt, davon erzählen alle vier Künstlerinnen in TWIST Mütter – Kinder, Kunst und Karriere?
Zwischen Karriere und Kompromiss: Künstlerinnen über Mutterschaft | Twist | ARTE
Kulturmagazin (D 2024, 30 Min)