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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 2 Jahren
Leben mit einer Zwangserkrankung

Der wiederholte Blick auf den Herd, das penible Reinigen von Gegenständen oder das Aufkratzen der eigenen Haut – drei Symptome dreier unterschiedlicher Frauen, die eins gemeinsam haben: Sie leiden unter Zwangserkrankungen. Diese bestimmen den Alltag, diktieren die Gedanken, das Handeln, die Zeitabläufe der Betroffenen – und erzeugen einen hohen Leidensdruck.

Dominique kann ihre Wohnung nicht ohne einen letzten Kontrollgang verlassen: Ist der Herd aus? Sind alle Fenster geschlossen? Sie leidet unter einem Kontrollzwang. Die Zwangshandlungen geben ihr ein kurzfristiges Gefühl von Sicherheit. Doch sie bestimmen ihren Alltag. Phasenweise konnte Dominique ihre Wohnung nicht verlassen. Dabei weiß sie wie irrational ihre Zwänge sind.
Allein in Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen an Zwangsstörungen. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Die Krankheit tritt meist in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter auf. So auch bei der 71-jährigen Margit aus der Nähe von Wien. Sie ekelt sich schon als Kind vor Schmutz. Außer ihrem Ehemann darf heute niemand in die gemeinsame Wohnung. Ihre Einkäufe wäscht sie ab, reinigt sogar die Packungen. Dabei sind ihre Zwänge schon deutlich besser. Vor sechs Jahren fängt Margit eine Therapie an, ihre Ehe stand auf dem Spiel. Doch auch heute ist der Besuch in der Stadt für Margit nur schwer zu handhaben. Menschenmengen sind ihr zuwider.
Die 25-jährige Jacqueline aus Bremen leidet unter „Skin Picking“. Immer wieder drückt sie an ihrer Haut herum, bis sie sich entzündet. Die Folge: Zahlreiche auffallende Hautstellen im Gesicht und am Dekolleté. Den Anfang nahm die Krankheit während der Pubertät. In der Schule wurde Jacqueline wegen ihrer Akne gemobbt. Sie versteckt sich unter Make-up und Kleidung. Heute ist sie deutlich selbstbewusster, hat sich und ihre Narben akzeptiert. Doch die Zwänge sind geblieben.

Reportage (D 2022, 32 Min)

Leben mit einer Zwangserkrankung | ARTE Re: