Das Flugzeug-Unglück von Ramstein – Trauma einer Katastrophe
Das Flugzeug-Unglück von Ramstein – Trauma einer Katastrophe
Vor 35 Jahren ließ das Flugzeug-Unglück von Ramstein Überlebende und Helfende mit schweren Traumata zurück. Viele kämpfen noch heute mit den Folgen.
Die Katastrophe der Flugschau auf der Airbase in Ramstein am 28.08.1988 hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Mehr als drei Jahrzehnte später sind Überlebende und Helfende zum Teil schwer gezeichnet. Viele ihrer Fragen blieben bis heute unbeantwortet: Warum wurden Sicherheitsregeln verletzt, Rettungsmaßnahmen nicht koordiniert, die Verantwortung nie geklärt?
Die Dokumentation geht in Interviews mit Experten und Politikern diesen Fragen nach. Der Friedensforscher Erich Schmidt-Eenboom war ein beauftragter Experte im Ramstein Untersuchungsausschuss. Im Interview macht er dem Militär der USA schwere Vorwürfe: „Man muss der US Air Force bescheinigen, dass sie geltende Vorschriften mit tödlichem Ausgang verletzt hat.“
Der Notarzt Klaus-Peter Wresch war mit dem Rettungshubschrauber Christoph 5 als einer der ersten am Unfallort auf der Airbase in Ramstein. Er sagt, das Notfallkonzept der Verantwortlichen aus den USA war völlig unkoordiniert: „Es gab vor Ort keinerlei Einsatzleitung oder Planung. Uns wurden Verletzte, um die wir uns gekümmert hatten, aus den Händen gerissen und auf den nächsten Pritschenwagen geworfen.“
Und welche Verantwortung übernahmen die Behörden in Deutschland? Der damals zuständige Verteidigungsminister Rupert Scholz gibt sich im Gespräch hilflos: „Ich konnte mich ganz sicher nicht hinstellen und die Amerikaner öffentlich kritisieren. Die Amerikaner haben nach ihren Regeln gehandelt.“
Der Film verknüpft die politische Ebene mit der ganz persönlichen Geschichte von zwei Menschen, deren Leben durch das Unglück miteinander verbunden wurde. Roland Fuchs war mit seiner Familie auf dem Flugtag. Das abstürzende Flugzeug kam direkt auf sie zu. Fuchs erlitt Verbrennungen am ganzen Körper, seine Frau Carmen starb sofort. Die fünfjährige Tochter Nadine wurde schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert und starb zwölf Tage später. Die Bilder von damals kann er nicht vergessen: „Was sich in meinem Inneren abspielt, das kann man absolut nicht erklären. Das Trauma verändert sich, aber es bleibt.“
Der Krankenpfleger Christopher Söhnlein hatte damals seinen ersten Arbeitstag auf der Intensivstation. Ihm wurde die Tochter von Rolands Fuchs anvertraut, er pflegte sie bis zu ihrem Tod. Seitdem macht er sich schwere Vorwürfe. Christopher Söhnlein versucht sein Trauma in einer Traumatherapie zu bewältigen. Erst dort können die Verletzungen der Seele gelindert werden. Roland Fuchs findet seinen eigenen Weg, mit seinem Verlust umzugehen.
Das Flugzeug-Unglück von Ramstein – Trauma einer Katastrophe | SWR Doku