Knochenjob und Tradition: Schiffsmechaniker auf Hausbruchs Reeperbahn
Knochenjob und Tradition: Schiffsmechaniker auf Hausbruchs Reeperbahn
Die Reeperbahn, die sündige Meile von St. Pauli, kennt wohl jeder; doch nicht jeder weiß, woher der Begriff Reeperbahn eigentlich kommt: Früher fertigten, „schlugen“ hier auf St. Pauli die Reepschläger auf bis zu 400 Meter langen Bahnen Schiffstaue, im Niederdeutschen Reep genannt. Eine solche, also eine „echte“ Reeperbahn gibt es noch heute bei der Firma Lippmann German Ropes in Hamburg-Hausbruch. Auf der 342 Meter langen Bahn werden noch wie früher aus vielen Einzelseilen Taue und Seile gedreht. Juniorchef ist der 26-jährige Tom Lippmann. Für Hafen und Fischerei, so wie früher, arbeitet er nur noch selten, das Tauwerk für diese Zwecke kommt heutzutage kostengünstig meistens aus Asien.
Lippmanns Seile und Taue gehen in die ganze Welt: Hightechseile für die Forstwirtschaft, Segelboote oder Seilkameras, Klettertaue und -netze für Spielplätze. Ausgebildete Seiler gibt es so gut wie nicht mehr. Tom Lippmann aber hat den Beruf noch gelernt. Er nimmt auch XXL-Herausforderungen an: zum Beispiel die Herstellung eines 200 Meter langen Taus, dick wie ein Baumstamm und knapp eine Tonne schwer für einen niederländischen Schiffsaurüster. Einen ganzen Tag werden Tom und seine Crew für die Herstellung auf ihrer Reeperbahn brauchen.
Über 100 Jahre Firmengeschichte und Erfahrung bringen die Mechaniker der Firma Hinrich Goltz & Söhne aus Finkenwerder mit, wenn sie im Hafen defekte Schiffsmechaniken reparieren. Egal ob ein Motor streikt oder eine Pumpe den Geist aufgibt, sie bekommen alles wieder hin. Schiffsmechaniker ist der Beruf, für den sich der 24-jährige Auszubildende Benjamin Espinosa begeistert. An der Seite erfahrener Kollegen ist er im Hamburger Hafen unterwegs und lernt, kaputte Teile zu reparieren. Einfach ist der Job nicht, zum Beispiel, wenn Benjamin auf einem Schiff Schrauben lösen muss und dafür auf engstem Raum zwischen Motor und Wand festhängt. Oder wenn er das passende Werkzeug nicht dabeihat und aus winzigen Nischen zurückrobben muss.
„Die Nordreportage“ gibt einen Einblick in die heutige Bedeutung des traditionellen Hafenhandwerks und die Zukunftsträume junger Menschen in den alten Berufen.
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