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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 2 Jahren
Glücklichsein um jeden Preis

Hinter dem gesellschaftlich verordneten Zwang zum Glück steht eine ganze Industrie. Die sich in unserer Gesellschaft immer weiter verbreitende Selbstoptimierungs-Ideologie schürt den Kult des Optimismus, der Resilienz und der persönlichen Leistung. Doch macht Selbstoptimierung wirklich glücklich? Und was steckt hinter einer solchen glücksbesessenen Gesellschaft?

Glück wird heutzutage allerorts zur Schau getragen. Es präsentiert sich in Bestsellern, Managementberatungen, Selbstoptimierungs-Apps und personalisierten Coachings. Von der legendären spirituellen Lehrerin Lise Bourbeau über den Star der Persönlichkeitsentwicklung Anthony „Tony“ Robbins bis zur Aufräumexpertin Marie Kondo ist das Glück vor allem eine Industrie, die Milliarden von Euros generiert und Millionäre hervorbringt.
Unter den vielen Bedeutungen des Wortes „Glück“, die die Geschichte hervorgebracht hat, beinhaltet die uns heute verkaufte Variante ganz besondere Werte: das eigene Ich finden, die innere Kraft stärken, Resilienz beweisen, negative Gefühle unterdrücken und Optimismus entwickeln. Die plausibel klingenden Rezepte aufdringlich lächelnder Coaches verbergen eine historisch gewachsene Denkrichtung, eine Ideologie: die Glorifizierung der persönlichen Leistung und der Willenskraft – ein tief in der Geschichte des US-amerikanischen Liberalismus verankertes Ideal, verkörpert im Mythos vom Selfmademan. Das aktuelle Ideal von Glück vermittelt die Überzeugung, ein schönes Leben winke denen, die es sich verdient haben.
Doch während sich diese Ansicht heute in pädagogischen und politischen Programmen niederschlägt, spricht das reale Leben eine andere Sprache: Der Konsum von Antidepressiva erhöht sich ständig, Depressionen und Burn-outs nehmen zu, der Arbeitsmarkt führt zu immer höheren Belastungen.
Dieser starke Gegensatz zwischen dem Glücksgebot und der allgemeinen Niedergeschlagenheit regt zum Nachdenken an. Ist das Streben nach Glück Ausdruck einer vollkommenen Gesellschaft, die sich endlich um das Wohlbefinden der Menschen kümmert? Oder ist es die Maske eines depressiven Syndroms, einer Gesellschaft, die den Optimismus nur zwangsweise verordnet?
Was sich hinter der aktuellen Glücksbesessenheit verbirgt, erhellt dieser investigative Dokumentarfilm anhand der gegensätzlichen Positionen von Christophe André, Eva Illouz, Martin Seligman, Julia de Funès, den Begründern und Verbreitern dieser Bewegung, der es scheinbar um das Glücklichsein um jeden Preis geht, sowie deren Kritikern.

Dokumentarfilm von Jean-Christophe Ribot (F 2022, 88 Min)

Glücklichsein um jeden Preis | Doku HD | ARTE