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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 4 Monaten
Die Flößer vom Ägerisee

Im Schweizer Kanton Zug wird ein altes Handwerk gepflegt: das Flößen. Im Bergwald am Ufer des Ägerisees wird nur alle vier bis fünf Jahre Holz geschlagen und anschließend über das Wasser abtransportiert. In Mitteleuropa ist diese Tradition heute einzigartig.

Die Motorsägen sind weit über den Ägerisee hinaus zu hören – ein Knacken, und schon fällt ein Baum. Donnernd schlittern die Stämme den steilen Hang hinab und tauchen in den See ein. Beim sogenannten Reisten können die Stämme bis zu 100 Stundenkilometer erreichen. Bleiben sie dennoch im Unterholz hängen, greifen die Forstarbeiter mit Spitzhacke, Winde oder Seilzug ein und bringen die bis zu zehn Tonnen schweren Bäume wieder in die richtige Position. Mit einem Motorboot nehmen die Förster die Stämme auf dem See in Empfang und überführen sie zur Zwischenlagerung in windstille Buchten. Dann erst beginnt der Bau des Floßes. Karl Henggeler erstellt mit seinem Försterkollegen Roman Merz aus den mächtigsten Stämmen einen Rahmen in Dreiecksform. Diesen füllen sie mit den restlichen Hölzern auf. Mit Drahtseil, Ketten und Haken werden sie aneinander befestigt. Dabei balancieren die Förster auf den glitschigen, sich gelegentlich drehenden Stämmen geschickt mit ihren Flößerhaken und positionieren das Holz an die gewünschte Stelle. Vor einem Sturz ins kalte Nass ist hier trotz Übung und Erfahrung niemand ganz gefeit. Voraussetzung für das Übersetzen des Floßes ist eine windstille Wetterlage. Doch der Föhn verhindert in diesem Jahr vorerst die geplante Überfahrt. Es ist das Abenteuer, das nur alle vier bis fünf Jahre stattfindet. Im Oktober und November des Jahres 2021 war es wieder so weit. Längst lockt die Überfahrt auch Schaulustige und Touristen an, die das seltene Spektakel begleiten.

Die Flößer vom Ägerisee | ARTE Family
Dokumentation von Anja Reiß (D 2021, 44 Min)