Auf Spurensuche im Watt: Versunkene Stadt Rungholt
Auf Spurensuche im Watt: Versunkene Stadt Rungholt
Sie sind auf Spurensuche im Watt nach der versunkenen Stadt Rungholt, aber „Schatzsuche“ oder „Atlantis des Nordens“ – diese plakativen Schlagworte können sie gar nicht leiden. Und doch ist diese Aktion für das Team um Ruth Blankenfeldt und Bente Majchczack das Projekt ihres Forscherlebens. „Der Traum eines jeden Archäologen“, sagen beide übereinstimmend.
Im nordfriesischen Wattenmeer sind sie der legendären, mittelalterlichen Hafensiedlung Rungholt auf der Spur. Mit modernsten geophysikalischen Methoden hat Geophysiker Dennis Wilken von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel eine Anomalie im Magnetfeld ausgemacht: ein ungewöhnlich großes, 40 x 15 Meter Rechteck im Wattboden. Aber sind das wirklich die Fundamente der Hauptkirche, die 1362 bei der sagenumwobenen Großen Mandränke untergegangen ist?
„Das Rungholt-Projekt ist eine anspruchsvolle Wundertüte, vor allem aber eine Schlammschlacht und ein Wettlauf gegen die Zeit!“, sagt Archäologin Dr. Ruth Blankenfeldt aus Schleswig. Denn für die Spurensuche im Watt hat das Team nur drei Stunden Zeit pro Tag. Danach laufen die mühsam per Hand ausgeschaufelten Grabungslöcher wieder voll mit Nordseewasser.
Wird die Kirche von Rungholt wieder auftauchen mehr als 600 Jahre nach dem Untergang durch eine verheerende Sturmflut? Aufregende Tage für das 20-köpfige Team von Wissenschaftlern, das jeden Tag von der Halbinsel Nordstrand aus sieben Kilometer zu Fuß ins Wattenmeer muss. Motorisierte Fahrzeuge sind im Nationalpark verboten. Schweres Bohrgerät, Grabungskästen, Werkzeuge, das alles müssen Hanna Hadler von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die anderen mit speziellen Ballonreifenwagen ins Untersuchungsgebiet karren.“
Was Ruth Blankenfeldt und Bente Majchczack vor dem Hintergrund des aktuellen Meeresspiegelanstiegs besonders nachdenklich stimmt: Die spätmittelalterlichen Siedler haben durch intensiven Torfabbau und Entwässerung ihr Marschland „tiefergelegt“, die Nordseefluten hatten so leichtes Spiel, die Rungholter hatten sich quasi ihr eigenes Grab geschaufelt.
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