Architektur mit Tiefgang: Bauen unter der Erde
Architektur mit Tiefgang: Bauen unter der Erde
Statt hoch hinaus, geht’s in die Tiefe! Was fasziniert uns am Untergrund? Und wie zukunftsweisend ist das Bauen unter der Erde angesichts von Klimakrise und urbanem Wandel? Diesen Fragen spürt „Twist“ nach und ist mit Romy Straßenburg im unterirdischen Helsinki unterwegs.
Was interessiert uns am Untergrund? Welche Ressourcen stellt er bereit? Wie zukunftsweisend ist das Bauen unter und in die Erde angesichts von Klimakrise und urbanem Wandel? Städteplanerisch hat Helsinki die Nase vorn: mit einer modernen, in Granit gehauenen Untergrundstadt auf 10 Millionen Quadratmetern, die weiterwächst und für die es, weltweit einzigartig, einen Masterplan gibt. Was es damit auf sich hat und warum „Helsinki Underground“ mehr ist als ein gigantischer Zufluchtsraum im Katastrophenfall, verrät Bauingenieur Ilkha Vähäaho. Warum es Sinn macht, auch Museen wie das 2018 eröffnete Amos Rex und das im Bau befindliche New National in die Tiefe zu legen, erklären Asmo Jaaksi und Samuli Miettinen vom Architektenbüro JKMM. Ein akustisches Erlebnis bietet das Musikzentrum Musiikkitalo, ein spirituelles die Temppeliaukio-Felsenkirche, weiß die Kulturmanagerin Heli Uvalic. Das spektakuläre Itäkeskus-Schwimmbad ist im Alltag Sportstätte und dient im Ernstfall als Bunker. Auch Helsinkis freie Kunstszene spielt unterirdisch: in einem Bunker im Katri Vala Park. Der Faszination von Bunkern als steinerne Zeugnisse europäischer Geschichte ist der Berliner Fotograf Martin Kaule auf der Spur und dokumentiert seit mehr als 20 Jahren das architektonische Erbe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs. Seit Jahrhunderten haben Menschen in die Tiefe gebaut, ihre Tempel, Kirchen und Behausungen in die Erde gegraben, aus dem Felsen gehauen, dafür die Umgebung genutzt und mit der Natur gearbeitet. Nachhaltig und beispielgebend, sagt der niederländische Architekt Bjarne Mastenbroeck. Er hat mit „Dig in“ die unterirdische Baugeschichte des Menschen erforscht und seine „Villa Vals“ in der Schweiz erdverbunden in den Berg gegraben. In den Kreideschächten Reims, 30 Meter unter der Erde in den Kellern von Pommery, hat die französische Kunstmäzenin Nathalie Vranken einen einzigartigen Ort für Gegenwartskunst geschaffen, die sie in wechselnden Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich macht und Licht in die Dunkelheit bringt.
Kulturmagazin (D/F 2023, 30 Min)
Architektur mit Tiefgang: Bauen unter der Erde | Twist | ARTE