Ägypten: Die Musik der Rebellen
Ägypten: Die Musik der Rebellen
Mahraganat, übersetzt Festival, nennen die Ägypter die Musik der Rebellen. Sie tauchte schon 2008 auf in den Slums von Kairo, es ist eine Mischung aus Elektro, Rap, Techno und Shaabi, der ägyptischen Volksmusik, mit derben Texten über den Alltag im Elend und dem Wunsch nach einem besseren Leben.
Dieser neue Elektro-Shaabi flutet von Ägypten aus den ganzen Nahen Osten – zum Ärger der autoritäten Regierung Ägyptens.
Seit dem Amtsantritt des autoritären Präsidenten Abdel Fattah al Sissi im Jahr 2014 bemühen sich die ägyptischen Behörden sehr, den Mahraganat zu disziplinieren. Für das Regime, das davon träumt, aus Ägypten ein neues Dubai zu machen, ist die Musik aus den Armenvierteln ihrer Nation unwürdig: Musikvideos mit Texten, die vom Leben und den Problemen der benachteiligten Ägypter erzählen, beschmutzen nach Ansicht der Regierung den Ruf des Landes. Das Regime stützt sich dabei auf die Kontolleure der Musikergewerkschaft, die seit al Sissis Amtsantritt die Künstler brutal zensiert.
Im Februar 2020 verboten sie die Aufführung von Mahraganat in privaten Räumen. Jedes Lied, jedes Wort wird von den Zensoren der Musikergewerkschaft durchleuchtet. Sänger, die für das Regime nicht akzeptable Ausdrücke verwenden oder die sogar die Politik kritisieren, die landen schnell mit Gefängnis. Laut Recherchen der NGO Human Right Watch sitzen in Ägypten fast 60.000 Menschen aus politischen Gründen in Haft. Doch dank des Internet gelingt es den jungen Leuten in Ägypten immer noch, anonyme Wege zu finden, um die Herrschenden musikalisch zur Rechenschaft zu ziehen.
Ägypten: Die Musik der Rebellen | ARTE Reportage