Zweite Chance für Schulabbrecher
Zweite Chance für Schulabbrecher
Jedes Jahr verlässt in Deutschland eine fünfstellige Zahl Jugendlicher die Schule ohne Abschluss. 2022 waren es rund 52.000 junge Menschen. Ohne Schulabschluss haben sie wenig Chancen auf eine Berufsausbildung oder einen existenzsichernden Job. „Das andere Schulzimmer“ versucht, diesen Jugendlichen und jungen Erwachsenen doch einen Abschluss zu ermöglichen.
Ute Schnebel hat vor sechs Jahren eine neue Schulform für Schulabbrecher erfunden. „Alle jungen Menschen, die wir verlieren – das ist nicht nur menschlich eine Katastrophe, sondern auch gesellschaftlich, wirtschaftlich und finanziell.“, sagt die Gründerin des Projekts „Das andere Schulzimmer“. In ihrem angemieteten Ladenlokal sitzen um sie herum kleine Lerngruppen von Schülerinnen und Schülern, die aus verschiedensten Gründen die Haupt- oder Realschule nicht geschafft haben. Die Gründe des Schulabbruchs sind individuell – Mobbing, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, schwierige Familienverhältnisse. Schnebels Team: sechs angestellte und 32 ehrenamtlichen Lehrerinnen und Lehrer, viele von ihnen nicht ausgebildet – so wie Daniel Daubenberger. Der pensionierte US-Soldat gibt Englischunterricht. Mit Jan May übt er die mündliche Englischprüfung. Der 25-Jährige, der viele Jahre in Jugendheimen gelebt hat, holt im „anderen Schulzimmer“ den Schulabschluss nach und träumt von der Ausbildung zum Social Media Manager im Musikbereich.
Burak Caniperk läuft durch seinen Kiez in Berlin. Ein hartes Pflaster zum Aufwachsen – Gewalt, Armutsprostitution, Drogen. Der Streetworker kennt die Teenager-Perspektive aus seiner eigenen Jugend. „Da hätte ich mir jemanden gewünscht, der kommt und sagt: „Hey, warum sitzt du hier und warum bist du nicht in der Schule?‘“. Caniperk organisiert Fußballspiele, kleine Street-Food-Events und ist in seinem Büro immer erreichbar. Er nimmt sich Zeit für jeden Jugendlichen. Er und sein Team haben schon manchem Jugendlichen zum Schulabschluss verholfen.
Zweite Chance für Schulabbrecher | ARTE Re:
Reportage (D 2022, 31 Min)