Wir brauchen Energie! Aber woher?
Wir brauchen Energie! Aber woher?
Seit dem Krieg in der Ukraine zittern viele, ob der nächste Winter in eine wirtschaftliche Katastrophe führt. Gleichzeitig ist klar: Wenn wir weiter fossile Energien verfeuern, heizt sich unser Planet dramatisch auf. Wir brauchen dringend einen Plan B – doch wie kann der aussehen?
Wohl kaum jemand ist von den politischen Entscheidungen, woher unsere Energie kommt, so direkt betroffen wie Barbara Ziemann-Oberherr und ihre Nachbar:innen im rheinischen Braunkohlerevier. Eigentlich sollte ihr Dorf abgebaggert werden. Dann kam der Braunkohleausstieg und Keyenberg durfte bleiben. Aber wie geht es jetzt weiter? Barbara Ziemann-Oberherr hat große Pläne für ihr Dorf. Es soll bei der Energie komplett unabhängig werden, mehr grüne Energie produzieren als verbrauchen. Doch der Weg dahin ist weit.
Exemplarisch an den Bewohner:innen der geretteten Dörfer zeigt der Film, wie abhängig wir uns von billiger Energie gemacht haben und wie wir aus dieser Abhängigkeit wieder herauskommen können. Da ist der Bäcker, der seinen Backofen mit Öl heizt und der sich jetzt anhören muss, warum die Brötchen so teurer geworden sind. Da ist die Familie im ungedämmten Haus, der die Energiekosten über den Kopf wachsen. Da ist der Gärtner, der noch vor wenigen Jahren eine öffentlich geförderte Gasheizung in seine Gewächshäuser eingebaut hat. Jetzt fürchtet er, dass ihm im Winter der Gashahn zugedreht wird und seine Pflanzen eingehen. Die Probleme, vor denen die Menschen am Rand des Braunkohle-Lochs stehen, sind die Probleme, vor denen ganz Deutschland steht: Energie-Armut, Inflation, wirtschaftliche Einbrüche und Insolvenzen.
Der Film macht sich auf die Suche nach Lösungen: Denn es gibt bereits den Bäcker, der ausschließlich mit erneuerbarer Energie backt und jetzt nicht nur Kuchen, sondern auch Strom verkauft. Er sagt: „Das Laden eines E-Autos passt wunderbar zu einer Pause mit Kaffee und Kuchen.“ Es gibt bereits Häuser, die komplett ohne Gas- und Stromanschluss auskommen. Über Josef Jenni, der sie vor 40 Jahren als Erster gebaut hat, wurde damals gelacht. Jetzt sind seine Auftragsbücher voll. Er sagt: „Mir kommt es so vor, als hätte ich es mit lauter Energie-Junkies zu tun, die auf kaltem Entzug sind.“
Es gibt bereits ganze Dörfer, die ihre eigene Energie herstellen und komplett autark von russischem Gas und fremden Strom sind. „Wir haben den ersten Windpark aus der Not heraus gebaut.“ sagt der Bürgermeister der Gemeinde Klixbüll. „Wir hatten hier keine Jobs, keine Perspektive. Aber wir haben Wind und Platz.“ Heute haben sie Energie im Überfluss und das Wasser im städtische Freibad bleibt so warm wie im vergangenen Jahr.
Was können wir von diesen Beispielen lernen? Vor allem eines: Energiewende kostet Zeit, Geld, Beharrlichkeit und Mut. Und was machen wir kurzfristig vor diesem Winter? „Dämmen, sparen, bescheidener leben,“ sagt der Energieberater der Verbraucherzentrale. „Schweinescheiße, Kuhmist, Hühnerkacke,“ sagt ein Landwirt, der mit Biogas russisches Gas ersetzen will – und zwar sofort. Doch wie so oft steht hier die Bürokratie im Weg.
Das kennen auch die Bewohner von Keyenberg und Umgebung. Immerhin hat Barbara Ziemann-Oberherr schon mal eine Photovoltaik-Anlage auf ihr Dach bauen lassen und für den nächsten Winter Energiespar-Fenster bestellt – gegen die Kälte und gegen den Klimawandel: „Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig“, sagt sie.
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