Zwischen Putin und dem Westen: Wie Erdoğan mit allen Seiten dealt
Zwischen Putin und dem Westen: Wie Erdoğan mit allen Seiten dealt
Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan verhandeln in Sotschi. Dabei ist die Rückkehr zum Getreideabkommen nur ein Thema, bei dem es offenbar kaum Bewegung gibt. Worum geht es den beiden Präsidenten noch?
Mit Blick auf den Transport von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer sagte Putin, erst bei Erfüllung aller russischer Forderungen werde dieses wieder erneuert. So müssten die Beschränkungen für den Export von russischen Agrarprodukten aufgehoben werden. Er beklagte einmal mehr, dass die westlichen Sanktionen den Export von russischem Getreide, von Dünger und Agrartechnik behindern würden. Das Getreideabkommen war im vergangenen Jahr von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelt worden, bevor Russland es im Juli auslaufen ließ.
Während Russlands Krieg gegen die Ukraine ist der türkische Präsident wiederholt als Vermittler zwischen Moskau und Kiew aufgetreten. Er unterhält zu beiden Konfliktparteien enge Kontakte. Für Erdoğan ist es ein komplexer Machtpoker.
Im Juli zeigte sich Erdoğan noch offen für einen Beitritt der Ukraine in die Nato. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Ukraine die Mitgliedschaft in der Nato verdient“, sagte der türkische Präsident nach einem Treffen mit dem Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj. Erdoğan sagte damals aber auch, dass im Krieg zwischen Russland und der Ukraine „beide Seiten“ zu „Friedensgesprächen zurückkehren“ sollten.
Auch mit Russland pflegt Erdoğan weiter enge Kontakte. Das Nato-Mitglied Türkei beteiligt sich nicht an den Sanktionen des Westens gegen Russland. Putin und Erdoğan sollen ein enges Verhältnis unterhalten, das nach dem gescheiterten Putsch gegen Erdoğan im Jahr 2016 begann, als Putin als erster internationaler Staats- oder Regierungschef der türkischen Regierung seine Unterstützung anbot.
Beim Treffen in Sotschi geht es somit nicht nur um das Getreideabkommen, sondern auch um Erdoğans Positionierung zwischen der Nato, der Ukraine und Russland. Was will Erdoğan mit dem Treffen in Sotschi erreichen? Welche Motive hat Putin? Wo stimmen die Interessen von Russland und der Türkei überein? Und verzockt sich Erdoğan womöglich bei seinem Machtpoker?
Darüber spricht ZDFheute live mit den ZDF-Korrespondenten Armin Coerper in Moskau und Jörg Brase in Istanbul sowie mit Daria Isachenko von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
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