Putins geheimes Netzwerk
Putins geheimes Netzwerk
Putins geheimes Netzwerk ist eine Frontal 21-Dokumentation von Joachim Bartz, Arndt Ginzel und Ulrich Stoll.
Für den Deutschen Fernsehpreis 2017 in der Kategorie „Beste Dokumentation / Reportage" ist die Frontal 21-Dokumentation „Putins geheimes Netzwerk – Wie Russland den Westen spaltet" nominiert. Die Verleihung findet am 2. Februar 2017 in Düsseldorf statt.
Die Frontal21-Dokumentation deckt auf, wie ein in der Öffentlichkeit kaum bekanntes Moskauer Netzwerk, Gefolgsleute des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Medienkampagnen in Fernsehsendungen und Sozialen Netzwerken steuert.
Frontal21 zeigt, wie russische Internet-Trolle in Deutschland und Europa Meinung machen und Angst schüren. Insider, die als Trolle eingesetzt waren, enthüllen, wie in Sozialen Netzwerken systematisch Falschmeldungen verbreitet werden, um die angebliche Dekadenz des Westens zu belegen und die europäischen Gesellschaften zu destabilisieren.
Wie mit Russland umgehen?
Erstmals im deutschen Fernsehen äußern sich Putin-Gefolgsleute wie Alexander Dugin über ihre Rolle in Russlands Propagandafeldzug gegen den Westen: „Ich verachte und lehne dieses liberale und bourgeoise Europa ab, dieses degenerative, politkorrekte Pseudo-Europa." Der Kreml-treue Oligarch Konstantin Malofejew bekennt offen, wofür er und sein Netzwerk kämpfen: für eine eurasische Staatenunion unter Führung Russlands mit der orthodoxen Kirche als Hüterin der neuen Ordnung. „Ich kritisiere, dass die westliche Welt heute ohne Gott lebt", so Malofejew. „Alle sogenannten westlichen Werte sind gottlos und atheistisch."
Die Deutschen sind gespalten. Wie umgehen mit Russland, wie sich verhalten zu Putin? Während die Bundesregierung an Sanktionen gegen Moskau festhält, die NATO Manöver an der östlichen EU-Außengrenze abhält, fragen immer mehr Bürger, ob Abschreckung und Ausgrenzung die richtigen Mittel sind. Viele wünschen sich Russland als Verbündeten, manche wollen Putin gar als Freund. In Umfragen sprechen sich 70 Prozent der Deutschen dafür aus, die Wirtschaftssanktionen zu beenden. Und das trotz Krim-Annexion, Ukraine-Krise und der tödlichen Bomben im Syrienkrieg. Wie passt das zusammen?
Prorussische Kampagnen
Die Dokumentation zeigt, wie mit Geld aus diesem Netzwerk EU-Politiker gekauft werden, um Stimmung zu machen für Russland. Die Autoren zeichnen den Fall des Berliner Mädchens Lisa nach und zeigen, wie prorussische Medien die angebliche Vergewaltigung einer 13-Jährigen für eine gesteuerte Medienkampagne gegen die deutschen Ermittlungsbehörden und die Regierung nutzten. Die Kampagne hatte offenbar das Ziel, fremdenfeindliche Vorurteile zu schüren und die Gesellschaft zu spalten.
Die Autoren recherchierten bei der in Brüssel ansässigen „East StratCom Task Force". Die trägt allwöchentlich im Auftrag der Europäischen Kommission Beispiele solcher Desinformationskampagnen zusammen. Besonders intensiv verbreiten die prorussischen Kampagnen den Mythos eines „faschistischen Putsches" und der Machtergreifung einer „Junta" in der Ukraine. Auch ein angebliches Verbot von Schweinefleisch in deutschen Kantinen aus Rücksicht auf Muslime wird immer wieder von Kreml-gesteuerten Medien verbreitet, um Rechtsradikale für Putins Politik zu mobilisieren.
Putins Helfer in Europa
Der Film deckt auf, wen Putins Netzwerker in Europa als willige Helfer gefunden haben. Die europäischen Rechtspopulisten von Front National bis AfD gelten als die neuen Verbündeten. Die Dokumentation zeigt, wie sie von Russland finanziell unterstützt oder hofiert werden. Die Autoren befragen AfD-Spitzenpolitiker, warum sie sich vereinnahmen lassen und ob sie die Ziele ihrer russischen Freunde teilen. Jakub Janda vom European Values Think Tank wertet im Auftrag der Europäischen Union aus Russland gesteuerte Desinformationskampagnen aus. Für ihn steht fest: „Rechte und rechtsextreme Parteien im Europaparlament sind wie trojanische Pferde." Die Dokumentation „Putins geheimes Netzwerk – Wie Russland den Westen spaltet" gewährt einen Einblick in einen gigantisches Desinformations-Apparat und in die Kreise seiner westlichen Helfer.
Das Donezk-Leak
Anfang Juni 2016 stellten mutmaßlich proukrainische Aktivisten rund 10.000 Mails ins Internet. Die etwa elf Gigabyte große Datenmasse stammt aus dem „Informationsministerium" der Separatisten in der Ostukraine. Sie enthält den Schriftwechsel zwischen der Ministerin und mehreren „Beratern" aus Russland, die wie Vorgesetzte der Separatisten agieren. Autoren von Frontal21 und der Wochenzeitung DIE ZEIT haben die russischsprachigen Mails über Monate übersetzt und ausgewertet.
Im August 2015 verfassen zwei Autoren ein Papier, das den neuen Machthabern in der Ostukraine als Handbuch dienen sollte. Das Dokument trägt den Titel „Strategie der inneren Informationspolitik in der Luhansker Volksrepublik".