Probezeit im Krankenhaus: Die Pflege-Klasse
Probezeit im Krankenhaus: Die Pflege-Klasse
„Hallo!“, ruft eine bettlägerige Patientin so laut, dass es durch den Krankenhausflur hallt. Pflegeschülerin Nicole wollte eigentlich gerade einen anderen Patienten versorgen und stürmt zu der älteren Frau. „Was ist denn los?“, fragt sie. Die Patientin versteht nicht, wieso sie so lange auf einen Arzt warten muss. Nicole würde gerne bei ihr bleiben, aber der andere Patient wartet auch. „Ich bin gleich wieder da, dann können wir ein bisschen quatschen, okay?“, sagt Nicole und eilt weiter.
„Zeit ist ein kostbares Gut“, sagt Nicole, „und man weiß ja, dass man in der Pflege an seine Grenzen kommen wird.“ Trotzdem hat sie sich entscheiden, Pflegefachfrau zu werden.
Kommentare wie: „Pflege? Das könnte ich nie!“ ignorierte sie und startete mit 16 anderen am 1. April 2022 in Mettmann ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau. Ihre Motivation ist hoch.
Wie Nicole wollen auch ihre Kolleginnen Emily, Imane und Trinity gute Pflegfachfrauen werden. Die Ausbildung an der Evangelischen Pflegeakademie Bergisch Land dauert drei Jahre. Praxis und Berufsschule wechseln sich ab. „Ich glaube, viele denken, dass wir die Patienten ein bisschen waschen und gucken, ob genügend Essen vorhanden ist. Und das ist es halt bei weitem nicht. Wir brauchen komplexes medizinisches Wissen“, sagt Trinity.
Der Pflegeberuf ist körperlich und psychisch anstrengend. Weil Pflegefachkräfte fehlen, geraten die Azubis auf den Stationen immer wieder in emotionale Ausnahmesituationen. „Wenn zwei Patienten gleichzeitig klingeln und ein weiterer steht blutend an der Stationszimmertür, weil ihm der Verband abgegangen ist, dann fragt keiner mehr, ob wir Azubis sind oder alles schon können“, sagt Trinity. „Und nach dem Dienst schaue ich zur Entspannung Arztserien.“
„Menschen hautnah“ begleitet die vier Pflegeschülerinnen und ihre Klasse durch das erste Ausbildungsjahr und gewährt einen persönlichen Blick hinter die Krankenhaus-Kulissen. Es ist ein Jahr mit Berührungsängsten, Scham und Überforderung, aber auch mit Momenten der Freude. „Die Pflege ist ein schöner Beruf“, sagt Emily. „Wenn die Arbeitsverhältnisse stimmen“.
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