Kloster statt Knast
Kloster statt Knast
Kann Resozialisierung im Gefängnis überhaupt gelingen oder braucht es gerade für junge Menschen alternative Formen des Strafvollzugs? Im „Projekt Chance“ in Baden-Württemberg erhalten jugendliche Straftäter unter 21 Jahren ein intensives pädagogischen Training, um nach der Haft möglichst straffrei wieder in der Gesellschaft Fuß fassen zu können.
Die 27-jährige Iris (Name geändert) sitzt ihre anderthalbjährige Haft wegen Betrugs in der Frauenabteilung der JVA Würzburg ab. Sie hat im Internet viele Bestellungen getätigt, ohne zu bezahlen. Grund dafür ist ihre Depression, die zu einer Kaufsucht geführt hat. Der Alltag im Gefängnis belastet die junge Mutter sehr. Sie vermisst ihre Tochter und fühlt sich von den Mitgefangenen so gemobbt, dass sie nicht am täglichen Hofgang teilnimmt und lieber in ihrer Zelle bleibt. Immerhin: nach vier Monaten im geschlossenen Vollzug wird Iris in den offenen Vollzug verlegt. Die Lockerungen bereiten sie auf die vorzeitige Entlassung aus der Haft vor. Iris kann es kaum erwarten, nach 9 Monaten Trennung wieder für ihre Tochter da zu sein.
Pavlo ist 20 Jahre alt und hat schwere Straftaten begangen, mehrfach. Er wurde zu 22 Monaten Haft verurteilt. Statt im Gefängnis, verbüßt er seine Strafe jedoch seit einiger Zeit in einem ehemaligen Kloster. Verschlossene Zellen und Gitter gibt es hier nicht. Aber der Tagesablauf ist streng: Sport, Arbeit, Haushaltsdienste. Pavlos Ziel ist es, sich zu verändern, keine Straftaten mehr zu begehen. Und: er möchte im Herbst eine Ausbildung als Hotelfachmann beginnen. Dazu müsste er vorzeitig entlassen werden. Im „Projekt Chance“ arbeitet er – gemeinsam mit den Trainern – hart daran, seine Ziele zu erreichen. Denn an eine vorzeitige Entlassung ist nur zu denken, wenn seine Entwicklung erkennbare Fortschritte macht und er lernt, seine Impulse unter Kontrolle zu halten.
Reportage (D 2023, 31 Min)
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