Erzieherin im Kinderheim: Wenn zu viel Kümmern krank macht
Erzieherin im Kinderheim: Wenn zu viel Kümmern krank macht
Im Jahr 2003 verwirklichte Erzieherin Susanne Kleinschmidt ihren Traum: Sie gründete das Kinder- und Jugendheim Manuka als Zuhause für vernachlässigte und heimatlose Kinder. Ihr Ziel: Einen sicheren und geborgenen Ort für sie schaffen, an dem sich alle mit Wertschätzung begegnen. Auf dem Hof Manuka in einem kleinen Dorf in Brandenburg übernimmt jedes Kind Aufgaben im Haus und auf dem zugehörigen Bauernhof. Viele Kinder haben ein Pflegetier, für das sie Verantwortung tragen.
Das Projekt ist ihr „Baby“, die Kinder bezeichnen Susanne Kleinschmidt gerne scherzhaft als „Mutti“ des Hofes. Alle Energie steckt sie in die Arbeit mit den Kindern, will ihnen die Geborgenheit schenken, die sie in ihren Herkunftsfamilien nicht erfahren haben. Seit Gründung des Hofes hat sie nur ein paar Tage Urlaub gemacht, ist Tag und Nacht ansprechbar.
Nun ist sie am Ende ihrer Kräfte: „Ich kann nicht mehr, ich will das auch nicht mehr. Ich möchte einfach einmal morgens aufwachen und diese Verpflichtung nicht haben.“
Susanne beschließt, sich fünf Wochen Auszeit zu gönnen: fünf Wochen Portugal, nur mit ihren zwei Hunden. Ohne Kinder und Arbeit – das kennt sie nicht mehr. Voller Hoffnung bricht sie mit ihrem Campingbus auf. Doch die Erholung will sich nicht einstellen: Je weiter sie von ihrem Lebensmittelpunkt Manuka entfernt ist, desto verlorener fühlt sich Susanne, so ganz ohne Aufgabe.
Und dann bricht auch noch Corona aus. Sie wird mehr gebraucht denn je. Monatelang können die Kinder nicht in die Schule gehen, es gibt nicht genügend Personal, um alle Schichten zu besetzen. Susanne ist rund um die Uhr im Einsatz.
Sie spürt, dass sie auf einen körperlichen Zusammenbruch zusteuert. Doch darf sie gehen, um sich um sich selbst zu kümmern? Wäre das verantwortungslos ihren Schützlingen gegenüber? Was ist wichtiger: das Wohl der Kinder oder ihr eigenes Glück?
Erzieherin im Kinderheim: Wenn zu viel Kümmern krank macht | WDR Doku