Atomkraftwerke im Krieg – droht ein zweites Tschernobyl?
Atomkraftwerke im Krieg – droht ein zweites Tschernobyl?
Wie sicher sind Atomkraftwerke im Krieg? Dieser Frage ging exactly-Autor Reinhart Brüning auf seiner Reise durch die vom Krieg erschütterte Ukraine nach. Er und das Kamerateam bekamen einen exklusiven Einblick zur Sicherheitslage der vier aktiven Atomkraftwerke und in Tschernobyl. So konnten sie exklusiv bei einer Übung dabei sein, als ein Raketenangriff auf ein AKW simuliert wurde.
Die jüngsten Nachrichten beunruhigen: Enerhodar, die Stadt der Kraftwerksarbeiter von Saporischschja, wird offenbar vor einer erwarteten ukrainischen Offensive evakuiert. Stadt und Kraftwerk am Dnjepr kontrolliert das russische Militär.
Saporischschja ist das größte Atomkraftwerk Europas. Allein hier stehen sechs der 15 ukrainischen Kraftwerksblöcke. „Saporischschja bereitet uns große Sorgen. Ich hoffe sehr, dass beide Seiten vorsichtig genug sind, damit es dort nicht zu einer Katastrophe kommt“, sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres unlängst in einem Zeitungsinterview. Der Chef der internationalen Atomenergiebehörde IAEA warnt vor der Gefahr eines „ernsten atomaren Unfalls“.
Wohin die radioaktiven Wolken im Fall einer Katastrophe ziehen würden, wird von Deutschland aus ständig berechnet. Überraschendes Ergebnis: auch Teile von Russland wären direkt bedroht.
Reinhart Brüning erfuhr im Exklusivinterview mit Petro Kotin, dem Geschäftsführer der Betreibergesellschaft aller Atomkraftwerke in der Ukraine, in welchem Maß die eigentlich strengen Sicherheitsvorkehrungen der Atomkraft dem Krieg zum Opfer fallen.
Die Recherchereise führte auch nach Tschernobyl. Dort kam es im April 1986 zur bis heute zum schwersten radioaktiven Unfall, dem Gau. Ein mit Blech verkleideter Sarkophag umhüllt den Unglücksreaktor heute zum Schutz. Zu Beginn des Krieges besetzten russische Soldaten Tschernobyl und setzten die dort arbeitende Belegschaft fest. Was für die Frauen und Männer als eine normale Nachtschicht begonnen hatte, entwickelte sich zu einem langen Albtraum. Es wurde die längste Schicht in der Geschichte der Atomkraft. Die medizinische Leiterin, Ludmilla Mikhailenko, berichtet vom Arbeiten unter extremer Angst und Druck. Und wie sehr das Ringen um die Sicherheit der Anlage alle an ihre Grenzen brachte.
Noch dramatischer war und ist die Situation in Saporischschja. Reporter Reinhart Brüning erfuhr die dramatische Geschichte von Aleksandr Pintielin, der beim Angriff des russischen Militärs Dienst hatte und sich nur knapp vor einschlagenden Granaten in Sicherheit bringen konnte. Er arbeitete dann unter der Besetzung weiter und musste miterleben, wie einige seiner Kollegen verhaftet wurden.
Ein Film von Reinhart Brüning.
Kapitel:
00:00 Intro
00:39 Atomkraft im Krieg: Eine Reise in die Ukraine
01:40 Angst, Stress, und Druck – ein Sicherheitstraining im AKW Chmelnyzkyj
04:41 Angriff von Russland auf Tschernobyl – Kapitulation der Ukraine aus Angst vor einer radioaktiven Verseuchung
05:30 Tschernobyl unter russischer Besatzung, Ausstellung in Kiew
07:09 Wie war der Überfall auf das Kraftwerk in Tschernobyl?
09:39 Die Besetzung des AKW Tschernobyl: Wie groß war die Gefahr?
10:20 Das Kamerateam unterwegs im Atomkraftwerk Tschernobyl
12:16 Blackout im besetzten Kraftwerk: Personal arbeitet am Limit
15:48 Kein Schutz gegen Raketen oder eine Bombe: Das Risiko des blechernen Sarkophags von Tschernobyl
16:08 Verseuchte russische Soldaten? Messungen im radioaktiv verseuchtem Areal der Sperrzone
17:53 Angriff auf das AKW Saporischschja: Eine Familie flieht vor Gewalt der Besatzer
22:29 Was ist heute los im größten AKW Europas unter russischer Besatzung? Interview mit einer anonymen Person
25:10 Es kann jederzeit passieren: Stromausfälle in Kiew und der ganzen Ukraine
26:20 Die Strategie von Russland der Angriffe auf das ukrainische Stromnetz kann humanitäre Katastrohe verursachen
29:35 Reparaturteams brachten das Netz wieder in Gang – die Wohnsiedlungen der Belegschaft wird von Luftangriffen bedroht
30:28 Misshandlungen und Verschwinden von Mitarbeitern
31:51 Würde uns eine radioaktive Wolke auch in Deutschland treffen?
33:09 Fazit
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