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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 4 Monaten
Warum weinen wir?

Jeder von uns hat es schon einmal getan: Die einen alleine im Geheimen, die anderen gemeinsam mit ihrem Partner, manche tun es sogar in aller Öffentlichkeit: Wir weinen. Dabei sind Tränen erstmal nichts Besonderes. Alle Landlebewesen produzieren sie. Aber nur wir Menschen weinen, wenn uns etwas tief berührt. Vor Trauer, vor Wut, vor Freude. Aber warum ist das eigentlich so?

Für Charles Darwin stand fest: Dass wir Gefühle zeigen, sei gut. Dass wir dabei Tränen vergießen, sei aber eine Sackgasse der Evolution. Er nannte die emotionale Träne „zwecklos“. Doch wie kann etwas ohne Zweck sein, das uns von der Wiege bis zur Bahre begleitet? Die Träne ist schließlich bei jedem Höhepunkt unseres Lebens dabei. Sie fließt bei Geburten, Hochzeiten, Todesfällen – und dass sie das tut, ist einzigartig menschlich: „Im Moment ist aus meiner Sicht nicht bekannt, dass irgendwelche anderen Tiere außer Menschen emotional weinen“, sagt die Neurowissenschaftlerin Nadine Gogolla, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München.
Die Einzigartigkeit der emotionalen Träne scheint also festzustehen. Auch warum wir weinen, erscheint intuitiv klar: Wir drücken unsere Gefühle aus, um uns danach besser zu fühlen. Tränen haben einen kathartischen Effekt auf unser Seelenleben.
Doch genau an dieser Gewissheit rüttelt Psychologe Ad Vingerhoets: „Diese Idee ist obsolet“, so die Koryphäe der Tränenforschung, „es ist ein Thema, bei dem man auf sehr viele Informationen stößt, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.“ Die Forschungsergebnisse der Universität Tilburg verblüffen: Fast jeder Zweite fühlt sich nach dem Weinen nicht besser, jedem Zehnten geht es sogar schlechter als vorher. Wenn Tränen also gar keinen eindeutig messbaren Effekt auf uns haben, warum laufen sie dann? Hatte Darwin also Recht? Oder steckt hinter der Träne ein noch viel größeres Geheimnis?

Warum weinen wir? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE
Wissenschafts-Dokureihe, Regie: Thomas Kulik (D 2024, 29 Min)