Warum Ärzte die Türkei verlassen
Warum Ärzte die Türkei verlassen
Mediziner*innen, Ingenieure und Ingenieurinnen, IT-ler*innen: Die Türkei erlebt eine wahre Auswanderungswelle von Akademiker*innen. Jahrzehntelang waren es meist gering ausgebildete Arbeitskräfte, die ihr Glück im Ausland suchten – jetzt kommen die Eliten.
Dilek Iren, 45, Fachärztin für Labormedizin in Izmir, muss nach ihren Diensten noch mal ran: Sie lernt für einen Medizin-Sprachtest in Frankfurt. Der ist Voraussetzung, um in Deutschland als Ärztin zu arbeiten. Noch vor ein paar Jahren wäre es der zweifachen Mutter nie in den Sinn gekommen, ihr Land zu verlassen. Jetzt steht ihre Entscheidung fest: Ein Job in Deutschland scheint der einzige Ausweg, der politischen Enge und den zermürbenden Arbeitsbedingungen in der Türkei zu entkommen. „Ich mach das auch für unsere Kinder - sie sollen eine bessere Zukunft haben", sagt Dilek. Für sie bedeutet das, mit Mitte 40 in einem anderen Land, in einer anderen Sprache und in einer anderen Kultur noch mal ganz neu anzufangen. Dass Tausende andere auch auf dem Sprung sind, hört Dilek jedes Mal, wenn sie in der Ärztekammer Papiere für die Arbeit in Deutschland beantragt. Die Kolleginnen und Kollegen würden in Scharen fliehen, heißt es dort - und mit jedem Jahr seien es mehr.
Idil und Tuna Özyurt haben den Sprung nach Deutschland schon geschafft. Seit Sommer 2023 wohnt und arbeitet das junge Paar in einer Klinik am Rande des Rhein-Main-Gebiets. Die Türkei haben die beiden vor allem wegen der galoppierenden Inflation verlassen. Ein bisschen Abenteuerlust war da allerdings auch: dass sie jetzt ohne Visum durch Europa reisen können, nutzen Idil und Tuna weidlich aus. Und für ihren neuen Chef, der mit chronischem Personalmangel zu kämpfen hat, sind die beiden ein Segen.
Warum Ärzte die Türkei verlassen | ARTE Re:
Reportage (D 2023, 31 Min)