Von Helgoland bis Sylt | Die Küsten des Nordens (2/4)
Von Helgoland bis Sylt | Die Küsten des Nordens (2/4)
Von Helgoland führt der zweite Teil von „Die Küsten des Nordens“ zu den Halligen und den drei Schwestern – den Inseln Amrum, Föhr und Sylt. Nur wenige Kilometer von Helgoland entfernt liegt mitten im Nationalpark Deutschlands einzige Ölplattform, die Mittelplate, die drei Prozent des deutschen Rohölbedarfs liefert. In Sichtweite: Die Insel Trischen, ein für Menschen gesperrter Rastplatz für Seevögel. Die Biologin Janina Spalke untersucht hier einen Sommer lang die Brutzahlen ihrer gefiederten Inselmitbewohner. Für sieben Monate ist ihr einziger Kontakt zur Außenwelt das Versorgungsboot, das einmal in der Woche anlegt. Vor der Küste des Festlands zieht der Krabbenkutter von Kai Jesaitis seine Bahnen. Noch an Bord kochen er und Bootsmann Christoph die Nordseegarnelen ab, damit sie nicht verderben.
Weiter nördlich liegt der Leuchtturm Westerheversand, das Wahrzeichen der Halbinsel Eiderstedt. Hier sind bei Windstille die Schlickkrebse zu hören. Diesen geheimnisvollen Klang des Wattenmeeres liebt Lisa Thoms, eine von drei jungen Bewohnern am Leuchtturm, die hier ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren. Kreisförmig um Pellworm gruppieren sich die Halligen, kleine Inseln ohne Deiche. Die wenigen Häuser sind auf künstlich aufgeschüttete Erdhügel, so genannte Warften, gebaut. Irgendwann, das weiß jeder hier, kann das Meer höher steigen und alles mit sich reißen. Von der Wucht des tosenden Wassers zeugt der alte Kirchturm auf Pellworm. Seit 1407 steht die Ruine als Fanal für die versunkene Stadt Rungholt. Helmut Bahnsen sucht hier nach Überresten der Sturmfluten. Am Festland hingegen waren die Siedler meist sicher vor den Fluten und auch reicher als die Bauern nahe dem Meer. Im Simonsberger Koog erntet Landwirt Hermann Albers heute nicht mehr vom Boden, sondern aus der Luft. Mit 13 Windrädern speist er Strom ins öffentliche Netz. Postschiffer Fiede Nissen ist mit seiner Lore bei Ebbe über einen einspurigen Schienendamm durchs Wattenmeer unterwegs. Manchmal kommt ihm ein anderer Wagen entgegen – dann gilt: Wer mehr als die Hälfte der Strecke hinter sich hat, hat Vorfahrt. Auf der Halbinsel Nordstrand lebt Georg Reynders, Pastor im Theresiendom, der 1634 auf einem Deich errichtet wurde. Reynders ist Altkatholik und gleichzeitig die wohl unkonventionellste Seele auf Nordstrand, denn seit kurzem überträgt er seine Gottesdienste auch im Internet. Die Insel Amrum trägt an ihrer Westseite einen 15 Kilometer langen Schutzgürtel aus Sand, den Kniepsand, der in der Vergangenheit vielen Kapitänen und ihren Schiffen zum Verhängnis wurde. Wolfgang Stöck überprüft täglich die Seezeichen und Leuchtfeuer, die Seefahrer heute sicher in den Hafen leiten. Auf Föhr gibt es die typischen norddeutschen reetgedeckten Häuser. 30 Jahre hält das Reet, dann wird es brüchig und muss ausgetauscht werden. Helga Wögens bewirtschaftet den einzigen Bio-Milchhof der Insel. Sie bewahrt sich neben der harten Arbeit Zeit für eine Leidenschaft, die echte Föhrer Tracht, genannt Ferring. Der elf Kilometer lange Hindenburgdamm verbindet das Festland mit Sylt. Bei Ebbe werden die Anbaubänke der Sylter Royal sichtbar. Der Geschmack dieser Austern gilt als einzigartig. Bei Hörnum im Süden der Insel arbeitet die Strandkorbmacherin Svenja Trautmann. Ihre Familie stellt die Körbe seit Generationen her. Heute gelangen Sylter Strandkörbe – in individueller Ausfertigung – in die ganze Welt.
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