Türkei-Armenien: Frieden auf Ruinen?
Türkei-Armenien: Frieden auf Ruinen?
Die Ruinen von Ani, der alten Hauptstadt Armeniens aus dem Mittelalter, liegen heute auf dem Staatsgebiet der Türkei. Das schmerzt die Armenier sehr, deren Verhältnis zur Türkei seit dem Völkermord im Jahr 1915 bis heute angespannt ist. Und nun provoziert die Restaurierung Anis von Seiten der Türkei weitere Irritationen und Spannungen.
Im Sommer 2024 begann die türkische Regierung mit neuen Ausgrabungen in den Ruinen der Stadt aus dem 10. Jahrhundert, die einst von christlichen Armeniern gebaut wurde. Eigentlich könnte die Restaurierung Anis, seit 2016 UNESCO-Weltkulturerbe, eine Brücke schlagen zwischen den beiden Ländern und dazu beitragen, die angespannte Lage zu normalisieren. Aber danach sieht es gerade nicht aus.Denn die Regierung unter Präsident Erdogan erklärte, in den Ruinen von Ani angeblich die erste anatolische Moschee gefunden zu haben. Die Armenier verurteilen die Islamisierung der armenischen religiösen Stätten durch Präsident Erdogan scharf. Ein Architekt an der Ausgrabungsstätte redet klar von einer Lüge der Regierung Erdogans aus religionspolitischen Gründen. Eine Verständigung zwischen Türken und Armeniern erscheint schwierig, auch vor dem Hintergrund der Verurteilung von Osman Kavala zu lebenslanger Haft. Er setzte sich immer ein für den Dialog zwischen der Türkei und Armenien, ist auch Sponsor einer mobilen App für die Stätte von Ani. Osman Kavala hat sich Präsident Erdogan zum Feind gemacht, weil er ihn offen für seine Politik kritisierte. In einem Punkt scheinen sich Türken und Armenier immerhin einig: Eine Mehrheit ist für die Öffnung seit 1993 geschlossenen Landesgrenze. Doch sind die Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien gerade eisig. Und der Konflikt um Bergkarabach hat die Lage noch verschlimmert.
Türkei-Armenien: Frieden auf Ruinen? | ARTE Reportage