Schattenreich – die Umsturzpläne der Reichsbürger
Schattenreich – die Umsturzpläne der Reichsbürger
Sie wollten einen Umsturz. Die „Patriotische Union“ um Prinz Reuß plante einen Bürgerkrieg in Deutschland, so die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft. Die Doku erzählt die schier unglaubliche Geschichte der mutmaßlichen Terrorzelle und heftet sich an die Spuren der Mitglieder. Die Recherchen zeigen: Die Zerschlagung der Reuß-Truppe ist offenbar nicht das Ende der militanten Reichsbürgerszene.
Hilferuf an Putin / Ziel war die „Reorganisation“ Deutschlands mit russischer Unterstützung
Ein Jahr nach dem Auffliegen der mutmaßlichen Terrororganisation „Patriotische Union“ veröffentlicht die ARD Story „Schattenreich – die Umsturzpläne der Reichsbürger“ neue Einzelheiten aus einem Bittschreiben von Heinrich XIII. Prinz Reuß an den russischen Präsidenten Vladimir Putin, das der ARD Story in Ablichtung vorliegt. Sie zeigen, wie klar Reuß den russischen Präsidenten um Unterstützung für einen Umsturz in Deutschland bat.
Das Bittschreiben von Prinz Reuß
Sein Brief vom 19. Oktober 2022 beginnt mit den Worten: „Sehr geehrter Präsident, anläßlich meiner Einladung zu Spief21 nach St. Petersburg (anliegend) hatte ich beabsichtigt, Ihnen die Unterlagen zur Reorganisation eines souveränen Deutschlands zu übergeben.“ Die Abkürzung „Spief 21“ steht für das St. Petersburg International Economic Forum 2021. Heinrich XIII. Prinz Reuß wird im Ermittlungsverfahren beschuldigt, der mutmaßliche Kopf der terroristischen Vereinigung zu sein. In dem Schreiben bittet er Putin außerdem um „militärische Hilfe“, mit dem Ziel „die 26 Staaten des unauflöslichen und ewigen Bundes wiederherzustellen.“ 26 Staaten hatte das deutsche Kaiserreich in den Grenzen von 1871. Es reichte im Osten bis an den Fluss Memel, östlich von Kaliningrad, Russland. Mitgezählt wurde auch das 1871 von Frankreich annektierte Elsass-Lothringen. Laut Generalbundesanwalt wollte die Gruppe um Reuß mit Russland über „eine neue staatliche Ordnung in Deutschland“ verhandeln.
Die Rolle von Ralph Niemeyer
Das Schreiben sollte von Ralph Niemeyer an Putin überbracht werden. Niemeyer unterhält gute Kontakte zum Kreml und in die Reichsbürgerszene. Er übergab den Brief nach eigenen Angaben aber nicht dem russischen Präsidenten, sondern kurz nach Auffliegen der Gruppe Reuß im Dezember 2022 dem Bundesamt für Verfassungsschutz. Im Ermittlungsverfahren wird Niemeyer als Zeuge geführt. In der ARD Story berichtet er, wie das Dokument von Agenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz bei ihm abgeholt wurde: „Sie haben sich Handschuhe angezogen, um nicht mit Fingerabdrücken das Material zu kontaminieren und haben sich das intensiv angesehen. Dann haben sie es mitgenommen.“
Das Ermittlungsverfahren gegen die Gruppe Reuß
Zum Ermittlungsverfahren gegen die Gruppe Reuß erklärt Generalbundesanwalt Peter Frank in der ARD Story: „Ich würde es nicht so darstellen, wie einfache Glücks- oder Zufallstreffer. Nein, das ist schon die Frucht auch der Arbeit der Sicherheitsbehörden, die in den letzten Jahren gemacht wurden. Sonst wären wir doch auf viele dieser Gruppierungen nicht gekommen in den letzten Jahren. Und zwar Gruppierungen, die schon verhaftet wurden, bevor irgendwelche Anschläge begangen wurden.“
Mehr Infos:
Wikipedia zur Reichsbürgerbewegung: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsb%C3%BCrgerbewegung
Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: https://www.lpb-bw.de/reichsbuerger
Schattenreich – die Umsturzpläne der Reichsbürger | SWR Doku