Jahrhundert-Katastrophe in der Türkei
Jahrhundert-Katastrophe in der Türkei
Am 6. Februar erschüttern zwei heftige Erdbeben die Türkei und Syrien. Zehntausende sterben unter den Trümmern, Millionen werden obdachlos. Vielerorts müssen die Menschen tagelang auf Hilfe vom Staat warten – kostbare Zeit geht verloren, um die Verschütteten zu bergen. Zivilisten versuchen die dringend benötigte Hilfe zu organisieren. Hat der Staat versagt?
Es ist eine eiskalte Nacht, als am 6. Februar im südosttürkischen Samandağ die Erde bebt. Der Mathematiklehrer Nurettin Bolat, seine Frau und seine kleine Tochter werden in ihrer Wohnung aus dem Schlaf gerüttelt, können sich in Panik auf die Straße retten. Am nächsten Morgen gleicht die Stadt einem Kriegsgebiet – fast kein Haus in Nurettins Straße ist mehr bewohnbar. Dutzende Verwandte, Freunde und Nachbarn muss Nurettin in den folgenden Tagen zu Grabe tragen, viele liegen noch immer unter den Trümmern begraben.
Die Freunde Ercan Dönmez und Tolga Erdoğan reisen ins Erdbebengebiet, um Hilfe zu leisten. Tolga ist Kinderpsychologe und kümmert sich seit dem letzten großen Beben 1999 in Erdbebengebieten immer wieder um traumatisierte Kinder. Ercan ist Architekt und möchte die Zerstörungen an den Gebäuden dokumentieren und herausfinden, wie es dazu kommen konnte. Dazu möchte er mit Kollegen der Architektenkammer als offizieller Gutachter vor Ort arbeiten. Doch während sie auf die Erlaubnis der Behörden warten, rücken schon die Bagger an. Gleichzeitig suchen Anwohner in den Trümmern immer noch nach ihren Verwandten.
In Teilen der Bevölkerung wächst die Wut auf das schlechte Katastrophenmanagement des Staates. Die Türkei liegt an mehreren Verwerfungszonen, das Erdbebenrisiko ist seit jeher bekannt. Nach dem verheerenden Beben von 1999 wurden die Bauvorschriften zwar stetig verschärft, doch jetzt sind auch viele neue Gebäude eingestürzt. Wer trägt die Verantwortung? Korrupte Bauunternehmer, fehlende Baukontrollen – oder die Regierung?
Reportage (D 2022, 33 Min)
Jahrhundert-Katastrophe in der Türkei | ARTE Re: