Hat uns die Sklaverei rassistisch gemacht?
Hat uns die Sklaverei rassistisch gemacht?
Sklaverei gilt heute als eines der größten Verbrechen der Menschheit. Dabei sahen Menschen sie den allergrößten Teil unserer Geschichte als völlig normal an. Der Aufstieg der „Neuen Welt“ ist untrennbar mit der Sklaverei verbunden, der Westen wurde durch den transatlantischen Sklavenhandel reich. Wurden Rassetheorien und Rassismus vor allem erfunden, um die Sklaverei zu rechtfertigen?
Verglichen mit der Sklaverei bei den Griechen, Wikingern oder Maya war die transatlantische Sklaverei von circa 1500 bis 1850 etwas Neues: rational durchorganisiert, systematisch gewalttätig und vor allem zutiefst rassistisch. Die jahrtausendealte Praxis, Menschen zu versklaven, veränderte sich radikal. Warum geschah dies ausgerechnet in der Renaissance, die den Wert des Vernunftwesens Mensch betonte?
War das Problem vielleicht genau die Einsicht, dass es ethisch falsch ist, Menschen zu versklaven? Damit stand Europa vor einem Dilemma: Ohne Sklaverei hätte es seine Eroberungen in Übersee nicht kolonisieren, keine riesigen Zucker-, Kaffee- und Baumwollplantagen betreiben können. Die brachten extreme Profite, (ver-) brauchten aber massenhaft menschliche Arbeitskräfte. Die Erfindung der Rassen bot eine Lösung: Wenn man Menschen nicht versklaven kann, definiert man diejenigen, die man versklaven will, als nicht vollwertige Menschen.
Das System der Sklaverei hat bis heute nachweisbare ökonomische und sozialpsychologische Folgen: Banken und Konzerne, die mit dem Sklavenhandel reich geworden sind, massiver Rassismus gegen schwarze Menschen, Instabilität in afrikanischen Regionen, in denen besonders viele Sklaven gefangen genommen und verkauft wurden.
Ist Wiedergutmachung überhaupt möglich? Etwa durch Reparationen, wie es der Plan einer Task Force in Kalifornien vorsieht? Oder braucht es etwas anderes, um mit dem Erbe der Sklaverei umzugehen?
Quellen und weiterführende Links:
Sklaverei ist der historische Normalfall
… aber erst im europäischen Kolonialismus bekam sie eine rassistische Seite
https://www.schweitzer-online.de/buch/Hund/Deutschen-weiss-wurden/9783476044990/A41753145/
… und bevor die Denker der Aufklärung Argumente gegen das Versklaven von Menschen lieferten, sorgten sie mit der Erfindung von Rassentheorien für eine moderne Rechfertigung der Sklaverei …
https://www.philomag.de/artikel/kant-und-der-rassismus-0
Die transatlantische Sklaverei und der Rassismus
… was der portugiesische Prinz Henrique in Afrika wollte…
https://www.tu-chemnitz.de/phil/iesg/professuren/swandel/projekte/erinnerung/data/porterinnerung_heinrich.pdf
… wie der atlantische Sklavenhandel die Welt verändert hat…
https://www.bpb.de/themen/kolonialismus-imperialismus/postkolonialismus-und-globalgeschichte/242213/transatlantischer-sklavenhandel-und-dreieckshandel/
Die Folgen und Wiedergutmachung
… wen die Sklaverei reich gemacht hat, …
https://equitablegrowth.org/new-research-shows-slaverys-central-role-in-u-s-economic-growth-leading-up-to-the-civil-war/
… wie Afrika heute noch unter ihren Folgen leidet, …
https://dash.harvard.edu/handle/1/11986331?show=full
… was Reparationen daran ändern könnten, …
https://www.ohchr.org/en/transitional-justice/reparations
… und wie Kaliforniens Plan dazu aussehen könnte …
https://eurweb.com/2024/the-california-black-caucus-introduces-1075-page-reparations-package/
Iris Därmann, Kulturwissenschaftlerin, erforscht den Zusammenhang von Sklaverei, Gewalt und Pornografie
https://www.aesthetik.hu-berlin.de/de/iris-daermann/
Paulin Ismard, Historiker, ist Experte für Sklaverei der Antike
https://univ-amu.academia.edu/PaulinIsmard
Kamilah Moore, Anwältin, kämpft gegen die Folgen der Sklaverei
https://harvardpublichealth.org/equity/kamilah-moore-and-californias-path-to-reparations/
https://www.law.columbia.edu/news/archive/how-i-got-here-kamilah-moore-19
Messan Tossa, Germanist und Philosoph, erforscht Rassismus an deutschen Fürstenhöfen
https://www.izea.uni-halle.de/ueber-uns/alumni/2022/dr_tossa_messan.html
Hat uns die Sklaverei rassistisch gemacht? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE
Wissenschafts-Dokureihe, Regie: Roland Schenke (D 2024, 25 Min)