Fremde Heimat: Vom Kibbuz nach Coburg
Fremde Heimat: Vom Kibbuz nach Coburg
Für diese Reportage aus der Reihe „DokThema“ hat ARD-Korrespondent Christian Limpert die Familie Levy bei ihrer emotionalen Reise von Israel nach Coburg begleitet.
Im Mai 2023 treten die drei Geschwister Andrea, Mario und George Levy eine für sie sehr besondere Reise an. Sie reisen an den Ort, aus dem ihre Mutter Edith Wertheimer als 12-Jährige fliehen musste: Coburg in Oberfranken, eine Stadt mit großer, aber auch dunkler Geschichte.
Fremde Heimat: Vom Kibbuz nach Coburg | DokThema | Doku | BR
Autor: Christian Limpert
Die Mutter selbst kehrte nie dorthin zurück. Sie sprach wenig über ihre Kindheit in Coburg, das als erste deutsche Stadt Adolf Hitler zum Ehrenbürger machte und bereits im Jahr 1929 von der NSDAP regiert wurde. Andrea, Mario und George Levy wollen auf dieser Reise herausfinden, was ihre Mutter als Kind in dem schmucken Ort mit einer der größten Burganlagen Deutschlands erlebt hat – und was sie innerhalb weniger Wochen zur Flucht nach Lateinamerika zwang. Für die beiden Brüder geht es dabei auch um ihr Leben heute: Geboren in Argentinien, sind sie als junge Männer nach Israel gezogen, um dort einen demokratischen Staat mit aufzubauen. Deshalb demonstrieren sie gegen die rechts-religiöse und in Teilen rechtsextreme Regierungskoalition Israels und gegen deren umstrittene Justizreform. Die Sorge um ihr eigenes Land sei groß, sagen die Levys, doch die eigene Familiengeschichte zeige ihnen auch, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben, sondern für Freiheit und Demokratie einzustehen.
Für diese Reportage hat ARD-Korrespondent Christian Limpert die Familie Levy samt Kindern nicht nur bei ihrer emotionalen Reise nach Coburg begleitet. Er zeigt auch das Leben der beiden Brüder in Israel in einer tief gespaltenen Gesellschaft, deren Lager sich unter einer ultra-rechten Regierung zunehmend unversöhnlich gegenüberstehen.
Mit Blick auf den 7. Oktober 2023, dem Tag, an dem die Terror-Organisation Hamas Israel massiv angriff und dabei mehr als 1.400 Israelis tötete und mehr als 220 Geiseln entführte, ist der Film insofern auch ein außergewöhnliches Zeitdokument. Fertiggestellt just vor den Angriffen der Hamas, gibt er Einblicke in die Gefühlslage der Israelis und hält genau diesen Moment fest, da Israel in Verkennung der Gefahr die Probleme eher innenpolitisch verortet, sich aber in einer relativen Sicherheit gegenüber Feinden von außen wähnt. Ein Zustand, der vorerst unwiederbringlich verloren erscheint.