Chaudun – das verkaufte Dorf
Chaudun – das verkaufte Dorf
Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Bewohner*innen des Alpendorfs Chaudun die natürlichen Ressourcen ihrer Umgebung aufgebraucht und verkauften die entlegene Ortschaft an den Staat. Der Umgang mit der Umwelt und die Rolle des Menschen bei der Renaturierung sind Themen, die sich nicht erst seit heute stellen.
Im August 1895 wurde das in den französischen Hochalpen gelegene Dorf Chaudun von seinen Bewohnern an den Staat verkauft, ein Vorkommnis, das die französische Wochenzeitung „L’Illustration“ als „außergewöhnlich“ bezeichnete. Armut und massive Abholzungen zwangen die Bewohner von Chaudun, ihre Heimat zu verlassen und ihr Glück als Migranten in Amerika oder Siedler in Algerien zu suchen. In ihrem ehemaligen Dorf wurden sie alsbald von Forstbeamten ersetzt, die das Tal in den 30 darauffolgenden Jahren wieder aufforsteten. Die Geschichte von Chaudun zeigt die politischen und sozialen Herausforderungen einer ökologischen Krise weit vor der heutigen Zeit. Der Wald galt zuvor als unerschöpflich, doch dann kam ihm der Staat zu Hilfe … und unterwarf auch ihn dem Fortschritt. Waren die Bewohner für die „ökologische Katastrophe“ aufgrund der Übernutzung der Wälder und Weiden in ihrem Tal selbst verantwortlich, oder wurden sie Opfer einer „Übernahme“ durch die damaligen bürgerlichen und politischen Eliten? Die Antwort steht aus. Die Geschichte von Chaudun nimmt viele Fragen vorweg, vor denen die Menschen auch heute stehen.
Chaudun – das verkaufte Dorf | Doku HD | ARTE
Dokumentation von François Prodromides (F 2022, 54 Min)