Brauchen wir Schmerz?
Brauchen wir Schmerz?
Wir tun sehr viel, um Schmerz zu vermeiden. Und wenn er doch kommt – Schmerzmittel. Manche behaupten sogar, unsere Gesellschaft vermeide nicht nur den körperlichen, sondern auch den sozialen Schmerz. Wir gehen Konflikten aus dem Weg. Doch ohne Diskussion und Austausch gibt es keine Kompromisse, keinen gesellschaftlichen Zusammenhalt. Also: Brauchen wir mehr Schmerz?
Die meisten Menschen vermeiden Schmerz. Wir haben viele Strategien entwickelt, um ihn zu vermeiden – vom Federkissen bis zum Schmerzmittel. Wir sind Weltmeister in der Schmerzvermeidung. Die Kehrseite: Abhängigkeit, Sucht. Manche behaupten sogar, dass Schmerzvermeidung unsere Demokratie gefährdet. Denn wir gingen nicht nur körperlichen Schmerzen aus dem Weg, sondern auch sozialen. Wir leben in Meinungsblasen und vermeiden die Auseinandersetzung mit anderen Ideen und Ansichten. Das gefährdet, so der Philosoph Byung-Chul Han, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt, weil wir nicht mehr in der Lage sind, über Positionen zu diskutieren und uns so einander anzunähern.
Brauchen wir also mehr Schmerz? Ist Schmerz mehr als ein unangenehmes Gefühl? Auf jeden Fall ist er eine der intensivsten Empfindungen des Menschen, und ohne Schmerz wäre der Homo sapiens nicht lebensfähig. Denn er warnt vor Verletzungen oder mahnt uns, uns zu schonen. Schmerz ist aber auch viel mehr als nur körperlich: Liebeskummer, Mobbing, emotionaler Schmerz. Oder der lustvolle Schmerz.
Schmerz ist so individuell wie wir selbst. Wie stark wir ihn empfinden, ob er unser ständiger Begleiter ist oder nur gelegentlich, ob wir ihn fürchten oder vielleicht sogar genießen. Schmerz ist ein Paradoxon, sagt der französische Anthropologe David Le Breton. „42 – Die Antwort auf fast alles“ geht dem Schmerz auf den Grund und klärt die Frage, ob wir mehr Schmerz brauchen.
Brauchen wir Schmerz? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE
Wissenschafts-Dokureihe, Regie: Andreas Kegel (D 2024, 27 Min)