Allein unter Frauen: Der Synchronschwimmer Fritjhof Seidel
Allein unter Frauen: Der Synchronschwimmer Fritjhof Seidel
Ein Mann mit Nasenklammer, Pailletten auf der Badehose und Gelatine im Haar, sehr lange war das höchsten Stoff für Kino-Komödien. Für Männer war bis 2015 international Synchronschwimmen nicht erlaubt. Frithjof Seidel ist einer der ganz wenigen Männer, die sich in diese Frauen-Domäne gewagt haben und erfolgreich sind. Der ehemalige Wasserspringer musste alles ganz neu erlernen, trainierte mit kleinen Mädchen als völliger Anfänger. Aber er ist Leistungssportler und hat das Körpergefühl aus seinem alten Sport mitgebracht.
Seidel ist ehrgeizig und lernt schnell. Im Juni 2023 holt er mit seinen Partnerinnen EM-Silber, die erste Medaille überhaupt für einen Mann in dieser so weiblich dominierten Sportart. Inzwischen ist er einfach ein Teil der Mannschaft, nur nach dem Wettkampf muss er immer erstmal ohne seine Frauen feiern: „Schon ein bisschen schade, wenn ich die Mädchen nebenan unter der Dusche singen und jubeln höre, und ich bin bei mir ganz allein..“ sagt Seidel. Im Mixed-Duett und Team sind Männer bei EM und WM zugelassen und seit Paris mit der Mannschaft auch bei Olympischen Spielen. Gestartet sind dort allerdings nur Frauen. Deutschland war nicht qualifiziert. Doch Olympia bleibt auch der Traum von Seidel.
Klischees zum Synchronschwimmen gibt es reichlich, doch wer diesen Sport belächelt, dem rät Seidel, mal in die Trainingshalle zu kommen, wo er bis zu 4 Stunden am Tag im Wasser ist. Künstlerischer Ausdruck bei höchster körperlicher Belastung, oft lange unter Wasser, ohne atmen zu können. Wie haben ihn die Frauen aus dem Leistungs-Kader aufgenommen, wie ernst wird er genommen, auch ausserhalb seines Teams,? Welche besonderen Herausforderungen und Schwierigkeiten hat ein Mann, der vom Wasserspringer zum Synchronschwimmer wird? Sich ohne finanzielle Unterstützung -parallel zum Studium an der TU Berlin-in diesem besonderen Sport durchzubeißen, ist alles andere als leicht.
Der NDR-Autor Boris Poscharsky hat Frithjof Seidel über einen Zeitraum von einem Jahr begleitet. Von der Zeit vor seinem ersten großen Wettkampf bis zur Europameisterschaft 2024 in Belgrad, bei der Seidel als Mann unter Frauen mit der Mannschaft sensationell das erste Gold für Deutschland in der Geschichte des Synchronschwimmens gewonnen hat. Gegen Vorurteile, für mehr Gleichberechtigung in diesem Sport und vor allem für sich selbst ist Frithjof Seidel seinen Weg gegangen, allein unter Frauen.
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