Warum sind wir nicht winzig klein?
Warum sind wir nicht winzig klein?
Man könnte ja meinen: Groß sein, das bringt’s! Doch der Erfolg spricht eher für die Kleinen: Das gefährlichste Tier der Welt etwa ist die Mücke. Überhaupt sind die Kleinen viel zahlreicher, sie brauchen weniger Nahrung, weniger Platz, sie können fliegen, die Wände hochlaufen und noch viel mehr. Wäre es also nicht viel besser für uns, wenn auch wir kleiner wären?
Als Kinder haben wir uns doch alle mal vorgestellt, wie wir als Winzlinge die Welt entdecken. Was wäre nicht alles möglich? Auf einer Hummel fliegen, in Pudding baden, mit dem Fallschirm vom Teppich springen.
Tatsächlich ist der Gedanke, kleiner zu sein, gar nicht so abwegig. Für Klimawandel und CO2-Ausstoß könnte es sogar enorm von Vorteil sein, sagt Bioethiker Matthew Liao. Quasi die Welt retten, weil wir weniger Ressourcen verbrauchen. Die Technik dafür hätten wir längst, betont der Forscher von der New York University.
Doch mal angenommen, wir wären wirklich winzig. Wie wäre das denn? Wären wir wirklich kleine Superhelden? Wie etwa die Hornmilbe, das stärkste Tier der Welt. Die kann immerhin 1.200 Mal ihr eigenes Körpergewicht tragen. Könnten wir auch Wände hochlaufen wie Geckos? Oder kennt die Evolution ohnehin nur eine Richtung und wir werden immer größer? Vielleicht gigantisch wie Dinosaurier? Wie sich andere Körpergrößen physikalisch und medizinisch auswirken, damit beschäftigen sich der Biomechaniker Fritz-Olaf Lehmann von der Universität Rostock und der Mediziner Hanns-Christian Gunga von der Charité in Berlin. Sie staunen immer wieder aufs Neue, was biologisch alles möglich ist.
Entwicklungsgeschichtlich dagegen hätte ein Leben als Winzling einen ganz anderen Weg genommen, glaubt Eva Rosenstock von der Universität Bonn. „Wir hätten es zur Landwirtschaft vielleicht gar nicht gebracht“, sagt die Archäologin. Sie erforscht anhand von Knochen, wie sich unsere Größe entwickelt und wovon das abhängt. Mit verblüffenden Ergebnissen, wie viel wir davon selbst in der Hand haben.
Quellen und weiterführende Links:
Mal angenommen, wir wären kleiner – wie wäre das?
… warum es eine Chance für Klima und Umwelt wäre …
https://www.youtube.com/watch?v=AcaKMu7I6vU
https://1e9.community/t/sollten-wir-uns-zu-veganen-katzen-upgraden-um-die-welt-zu-retten/3849
… warum uns die Kleinen zahlenmäßig überlegen sind …
https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2201550119
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1300406/umfrage/anzahl-weltweit-bekannter-insektenarten/
… wie anders die Physik für die Allerkleinsten wirkt …
https://www.tierphysiologie.uni-rostock.de/research-jobs/workgroups/prof-dr-lehmann/
https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.1519459113
Mal angenommen, wir wären riesig – wie wäre das?
… wie anders die Physik für die Allergrößten (und Allerkleinsten) wirkt …
John Tyler-Bonner, Why size matters (2006).
… warum groß zu sein auch keine Alternative ist …
https://www.spektrum.de/news/warum-werden-blauwale-so-gross/1758002
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/koerpergroesse-gesundheit-krankheiten-krebs-herzinfarkt-diabetes-1.6096884?reduced=true
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982222019601
Werden wir nun größer oder kleiner?
… wie sich unsere Größe bereits entwickelt hat …
https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.171339
https://www.nature.com/articles/s41562-023-01756-w
… warum viele Tierarten offenbar in einer Wohlstandskrise leben …
https://news.umich.edu/smallest-shifting-fastest-bird-species-body-size-predicts-rate-of-change-in-a-warming-world/
https://www.nature.com/articles/s41467-019-10284-z
… warum Größe als Wohlstandsfaktor gilt und wohin das alles vielleicht führt …
https://ourworldindata.org/human-height#
Musik in dieser Folge
Jean-Marc Yee: Schubert Serenade
Peter Tschaikowsky: Tanz der kleinen Schwäne (aus: Schwanensee. Ballett-Suite in 4 Akten)
Dust Devil: Pleasure Town
Warum sind wir nicht winzig klein? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE
Wissenschafts-Dokureihe, Regie: Sebastian Kirschner (D 2024, 26 Min)