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1 Woche her
Tom Kannmacher – Ein Lied über Ausgrenzung: „Nur für Fremde“
Tom Kannmacher – Ein Lied über Ausgrenzung: „Nur für Fremde“
Tom Kannmacher – Ein Lied über Ausgrenzung: „Nur für Fremde“
Ich habe dieses Lied gefunden in dem Buch „Lieder aus dem Rinnstein“, 1920 von Hans Ostwald herausgegeben. Es steht dort keine Melodie, aber mir fiel sofort eine passende eigene Komposition dazu ein. Der Text beschreibt die Ausgrenzung der reisenden Handwerksburschen in öffentlichen Lokalen. Sie waren quasi Migranten des Inlands. Sie geben sich untereinander durchs Klopfen auf den Tisch (Kenn Mathilde) zu erkennen. Ich habe den Text nach traditioneller Manier zugunsten besserer Verständlichkeit verändert. Der Originaltext:
Die Sonne zaghaft glühend sinkt im West,
wie eine Mutter, die ihr Kind verlässt.
Vom Wandern müde, die Füße schmerzen wund
Tret in die Schenke ich zur selben Stund
Der Feuerstrahl durch schmutzige Scheiben dringt
und Qualm und Staub zur Säule tanzend zwingt
Im Raume rechts ein Tisch die Ecke füllt
und ob dem Tische hängt ein großes Schild.
An der von Ruß und Dunst geschwärzen Wand
Worauf geschrieben „Nur für Fremde“ stand.
Das „Nur für Fremde“ so wie Drohung klingt
dem, der so gern an Menschenherzen sinkt.
Und doch besagt es alles, schlicht und recht:
wer wandert, ist den anderen viel zu schlecht.
Bleib eingesessen doch, du blöder Tor !
Die Made liebt die Made nur im Rohr !
Dies alles fährt mir plötzlich durch den Sinn
und zu dem Tische tret ich schweigend hin.
Im Dunkel hocken drei Gesellen dort
so wie Gespenster an einem Geisterort.
Und meine Faust klopft auf die Platte: „Kenn !“
Dass gegenklopfend sich Verwandtes nenn‘.
Der Ruf erfolgt, ich bin kein Fremder mehr
mein Herz wird leicht, das mir so sorgenschwer.
Und machtlos jetzt das „Nur für Fremde“ narrt
bis andern Ortes mir dasselbe starrt.
So geht es fort in stetem Wechselspiel
und „Nur für Fremde“ ist dasselbe Ziel,
bis dass schachmatt so mancher niedersinkt
und ihn die Erde dann verdauend schlingt.