Aus dem gleichnamigen Kabarettprogramm von Georg Kreisler, dessen Premiere am 1. Mai 1971 im Renitenz-Theater, Stuttgart, stattfand. Es wirken mit: Georg Kreisler, Elena Manta, Ursula Oberst, Mathias Lange, Fritz Stavenhagen
Georg Kreisler – Treten Sie näher!
Vielen Dank! – Vielen Dank!
Kurz vor der Pause noch ein Stück, was wir mehr gruslig halten wollen – von der Beleuchtung her jedenfalls . . .
Jaaa, schön, ja! Sehr gut, jaja!
Ein Lied über eine politische Persönlichkeit, die direkt mit Namen genannt wird. Und richtig, es hat geklappt!
Der Bayrische Rundfunk hat sich, öh, aus dem Programm ausgeschaltet!
Und bevor das noch ja noch öfter verboten wird, singen wir es schnell noch ein paar mal.
Ich bin sehr oft bekannt als ein Makabrist
Huhuhuhähähä!
Leider weiß ich bis heute nicht, was das ist
Gestern jedoch, da fiel mir dazu was ein –
Ich war nämlich zu Hause um Mitternacht allein!
Huhuhuhähähä!
Draußen war alles still, nur die Katzen schrien –
Drinnen war eine Sendung von Radio Wien
Huhuhuhähähä!
Da knarrte eine Türe –
Mein Gott, wer ist im Haus?
Vielleicht sind das Vampire –
Vielleicht nur eine Maus
Doch war’n es keine Drachen
Skelette und so Sachen
Es war – Sie werden lachen –
Es war Franz Josef Strauß!
„Treten Sie näher, Franz Josef und nehmen Sie Platz bei mir!
Sie finden keinerlei Gammler und keinerlei Jazz bei mir!
Ich bin zwar Jude
Wie der Löwenthal
Jedoch in meiner Bude
Ist alles exemplarisch
Arisch
Suchen Sie Beistand, dann finden Sie Ruhe und Trost bei mir
Ich kann verstehen, wie müde und abgespannt Sie sind!
Die vielen Lügen und immer wissen um die Wahrheit!
Ich hol’ ein Mädel für Sie
Und Semmelknödel für Sie
Wir tanzen Tango – und Sie vergessen Ihr Geschrei
Und eines Tages, Franz Josef, sind Sie und der Spuk vorbei!“
Heute bin ich erst am Nachmittag aufgewacht
Franz Josef Strauß war mit mir die ganze Nacht!
Huhuhuhähähä!
Manche von Ihnen werden mir sicher groll’n –
Jedoch ich frag’ Sie ehrlich, was hätt’ ich machen soll’n?
Dann nahm ich ein vergriffenes Buch zur Hand
Wo ich bestimmte Bilder zum lesen fand
Ein Bild von einem Henker
Ein Bild, wo jemand litt
Ein Bild von einem Denker
Und keiner dachte mit!
Ein Bild von einem Brande
Ein Bild von einer Schande
Ein Bild von einem Lande
Das niemand mehr betritt!
„Treten Sie näher, Franz Josef und nehmen Sie Platz bei mir!
Passen Sie auf, dass ich nicht die Betonung im Satz verlier’!
Ein Hauch von Gestern
Liegt hier für Sie bereit
Sie können lästern
Und niemand wird Sie röhren
Hören!
Suchen Sie Beistand, dann hab’ ich ein Nacktbild von Goebbels bei mir
Suchen Sie Trost, hab’ ich den Stadtplan von Stettin –
Und die Leander singt einen Marsch aus Partenkirchen
Ich kauf Prälaten für Sie
Und Zinnsoldaten für Sie
Wir tanzen Tango – und gründen noch eine Partei
Und eines Tages, Franz Josef, sind Sie und der Spuk vorbei!
Eines Tages, Franz Josef, sind Sie und der Spuk . . . “