Lyrik für Alle – Folge 156
Lyrik für Alle – Folge 156
In der 156. Folge von Lyrik für Alle rezitiert Lutz Görner Gedichte von Josef Weinheber.
Josef Weinheber (* 9. März 1892 in Wien-Ottakring; † 8. April 1945 in Kirchstetten, Niederösterreich) war ein österreichischer Lyriker und Erzähler.
Weinhebers Werk polarisiert seit jeher Anhänger und Gegner und ist bis heute Gegenstand ästhetischer, weltanschaulicher und politischer Kontroversen. Er wird als gemütvoller Wiener Heimatdichter geschätzt, wurde als Dichterfürst verehrt, war einer der meistgelesenen Lyriker seiner Zeit, gilt aber auch als prononcierter NS-Poet. Weinheber stellte seine Arbeiten in den Dienst des Nationalsozialismus, wodurch er zu einem wichtigen Akteur in der Kulturpolitik des Dritten Reichs aufsteigen konnte, und galt den Nationalsozialisten als „bedeutendster lebender Lyriker der Gegenwart“.
Weinheber war der Sohn eines Metzgers und einer Weißnäherin, sein Vater kaufte und vertrieb Vieh entlang des Wienflusses nach Wien. Weinheber verbrachte seine Kindheit in einem kleinen Haus in Purkersdorf, nach der Trennung der Eltern kam er als Sechsjähriger 1901 bis 1909 vorübergehend als Zögling in eine Korrektionsanstalt, das Hyrtl’sche Waisenhaus in Mödling. Da er keinen Schulabschluss hatte und mit 12 Jahren Vollwaise wurde, war er zunächst als Gelegenheitsarbeiter tätig, er arbeitete als Brauknecht „auf den verfluchten Gerstenböden“, hackte als Fleischhackergehilfe Pferdefleisch auf, war Kutscher und Hauslehrer. Von 1911 bis 1932 war er Postbediensteter bei der Post- und Telegraphenverwaltung in Wien.
Aus dem Gefühl seiner Erfahrungen gesellschaftlicher Deklassierung entwickelte Weinheber als einsamer und unverstandener Einzelkämpfer „das herrische Bewusstsein, ganz auf sich allein gestellt, sprachbegabt, autark und ohne den Hintergrund eines bürgerlichen Bildungsmilieus“ als Dichter hervorzutreten, beeinflusst von Rainer Maria Rilke, Anton Wildgans, Richard Dehmel und Walt Whitman schrieb er ab 1912 Gedichte, besonders für die von ihm mitbegründete Ottakringer Kohorte und besuchte die Maturaschule Freies Lyzeum. Das Werk von Karl Kraus gab Weinheber Anregungen in der Sprachauffassung, durch die Lektüre der Fackel fand Weinheber zur Perfektion seiner Sprachkunst. Mit den Schriftstellerkollegen Mirko Jelusich (eine der Schlüsselpersonen der NS-Kulturpolitik in Österreich) und Robert Hohlbaum stand er in freundschaftlicher Verbindung.
1918 trat Weinheber aus der katholischen Kirche aus, um als Konfessionsloser die Jüdin Emma Fröhlich heiraten zu können, 1927 wurde er anlässlich seiner zweiten Eheschließung Protestant. Am 26. Januar 1944 trat Weinheber wieder in die katholische Kirche ein.
Weinhebers schriftstellerische Laufbahn begann 1919 mit Beiträgen in der satirisch-humoristischen Zeitschrift Die Muskete. 1920 erschien Weinhebers erster Lyrikband Der einsame Mensch. Nach dem Erscheinen des erfolglosen Lyrikbandes Von beiden Ufern im Wiener Burgverlag 1923 fand Weinheber in den nächsten drei Jahren keinen Verleger mehr, bis er 1926 im Krystall-Verlag den Lyrikband Boot in der Bucht veröffentlichte. 1924 kam als eines seiner wenigen Prosawerke der autobiographische Roman Das Waisenhaus heraus, den zuvor die Arbeiter-Zeitung in Fortsetzungen abgedruckt hatte.
1926 entschied Weinheber: „Ich will nicht ein Lyriker sein, ich will ‚der‘ Lyriker sein. Wenn Lyrik gesagt wird, soll es Weinheber heißen, Weinheber und Lyrik ein und dasselbe.“
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