Dylan Thomas – „Fern Hill“
Dylan Thomas – „Fern Hill“
Dylan Thomas – „Fern Hill“
Rezitation: Martin Wuttke
von dem Hörwerk „The Poets Collection“
Text:
Übertragung von Erich Fried
Als ich noch jung war und leicht unter den Apfelzweigen
Rund um das trällernde Haus, und so glücklich war wie das Gras grün
Und die Nacht überm Talgrund voll Sternen,
Ließ Schwager Zeit mich Holla rufen und klettern
Golden in seiner Augen Erntezeit,
Und geehrt bei den Heuwagen war ich der Prinz, der Apfelstädte
Und einmal vor tiefer Zeit gebot ich den Bäumen und Blättern
Mit Maßliebchen und Gerste
Die Flüsse des unreif fallenden Lichtes hinunterzuziehn.
Und als ich grün war und sorglos, berühmt bei den Scheunen
Rund um den lustigen Hof, und so singend wie ich zu Haus war,
In der Sonne, die einmal nur jung ist,
Ließ Schwager Zeit mich spielen und sein
Golden in der Gnade seiner Kräfte,
Und grün und golden war ich Jäger und Hirt, die Kälber
Sangen zu meinem Horn, auf den Hügeln die Füchse bellten klar und kalt,
Und der Sabbat läutete langsam
In den Kieseln der heiligen Bäche.
Die ganze Sonne lang war es Rennen und war es fröhlich, die Heu-Felder hoch wie das Haus, aus den Schornsteinen Lieder, und Luft war
Und Spielen, Wasser und Funkeln
Und Feuer grün wie Gras.
Und nachts, unter den einfachen Sternen
Wenn ich schlafen ritt, trugen die Eulen den Hof davon,
Den ganzen Mond lang hörte ich, benedeit bei den Ställen die Nachtschwalben
Fliegen mit Heuschobern, und die Pferde
Flitzten ins Dunkel.
Und dann zu erwachen, und der Hof, wie ein Wandrer vom Tau
Weiß, wieder da, mit dem Hahn auf der Schulter.
Das Leuchten war alles, das war Adam und junge Frau,
Der Himmel wieder gesammelt
Und die Sonne wurde am selben Tage rund.
So muß es gewesen sein nach des einfachen Lichtes Geburt
Am ersten Ort, wo man spann, als die Pferde, bezaubert und warm
Hinausgingen aus dem Wiehern des grünen Stalles
Auf die Felder voll Dank.
Und geehrt bei Füchsen und Fasanen ums lustige Haus,
Unter neugemachten Wolken und so glücklich wie das Herz lang war,
In der Sonne geboren wieder und wieder,
Lief ich meiner achtlosen Pfade.
Meine Wünsche jagten durchs haushohe Heu,
Und mir lag nichts dran, himmelblau wie ich war, warum Schwager Zeit
In all seinem schallenden Walten so wenig und nur solche Morgenlieder
Erlaubt, bevor die Kinder grün und golden
Ihm folgen fort aus der Gnade,
Mir lag nichts dran, in den lammweißen Tagen, daß Schwager Zeit mich hinauf
Zum Schwalbenschlag führen würde am Schatten meiner Hand
Im Mond, der immerzu steigt,
Noch, daß ich ihn beim Schlafenreiten je
Fliegen hören würde mit hohen Feldern
Und erwachen und finden den Hof für immer entflohen dem kindlosen Land.
Oh, als ich jung war und leicht in seiner gewaltigen Kräfte Gnade,
Hielt Schwager Zeit mich, grün und sterbend,
Ob ich auch sang in meinen Ketten wie die See.
Eine sehr schöne Einführung in das Werk von Dylan Thomas findet sich hier: http://www.planetlyrik.de/dylan-thomas-poesiealbum-77/2017/05/
Bilder: Collage