Rotpeter: Ein Bericht für eine Akademie (2005)
Rotpeter: Ein Bericht für eine Akademie (2005)
Marcus Kiefer aus Gelsenkirchen spielt Franz Kafka’s Novelle Ein Bericht für eine Akademie im KRöHLMANN-Kleinsttheater Pfungstadt (2005).
Ein Bericht für eine Akademie ist eine Erzählung von Franz Kafka. Nach der Erstveröffentlichung 1917 in der Zeitschrift Der Jude erschien sie 1920 im Rahmen des Bandes Ein Landarzt.
Der ehemalige Affe namens Rotpeter legt einer Akademie einen Bericht über seine Menschwerdung vor, der als Geschichte einer erzwungenen Assimilation und als pädagogische Satire verstanden werden kann. Der Gegenstand des Berichts ist aber nicht, wie von der Akademie gewünscht, die Erinnerung an das äffische Vorleben, sondern die Schilderung des Anpassungsvorganges.
Eingefangen von einer Jagdexpedition der Firma Hagenbeck, monatelang gehalten in einem bedrückend engen Käfig auf einem Dampfer, sucht der Affe einen Ausweg. Er ahmt die Menschen nach, weil er so „unbehelligt“ sein will, wie sie es offensichtlich sind. Scheinbar leicht lernt er sinnvolle Gesten und auch das Sprechen. Größte Probleme hat er damit, Schnaps zu trinken. Ein Schiffspassagier erteilt ihm „zu den verschiedensten Stunden“ theoretischen und praktischen Unterricht. So lernt er auch das unter größter Mühe. Mehrfach betont er, dass er nur deshalb Menschen nachahmt, weil er einen Ausweg sucht, nicht jedoch weil er die Freiheit erhofft.
Er strebt eine Arbeit im Varieté an und hat dabei „kaum noch zu steigernde Erfolge“. Sein Leben verläuft erfolgreich zwischen Banketten, wissenschaftlichen Gesellschaften und geselligem Beisammensein. Er hat erreicht, was er erreichen wollte und er bescheinigt sich selbst die Durchschnittsbildung eines Europäers.
Das Grenzgängertum zwischen Mensch und Tier beherrscht er offensichtlich virtuos. Nicht so zwei andere Wesen in seiner Umgebung. Sein erster Dresseur, mit dem er wie „rücksichtslos“ lernt, wird selbst fast äffisch und muss zeitweise in eine Heilanstalt. Die kleine halbdressierte Schimpansin, bei der er es sich „nach Affenart wohlergehen lässt“, hat den Irrsinn des verwirrten dressierten Tieres im Blick, den er nicht ertragen kann.
Im September 1908 und im April 1909 gab es in einem Prager Varieté Vorführungen eines dressierten Schimpansen mit dem Namen „Konsul Peter“. Es liegt nahe, dass Kafka daraus Anregungen zur vorliegenden Erzählung entnommen hat. Er hat sich im übrigen intensiv mit Brehms Tierleben und Fragen der Verhaltensforschung und des Sozialdarwinismus beschäftigt.
Elsa Brod, die Frau von Max Brod hat das Werk am 19. Dezember 1917 im Prager Klub jüdischer Frauen und Mädchen mit großem Erfolg vorgetragen. Seitdem wurde die Erzählung häufig von Rezitatoren – besonders eindrucksvoll Klaus Kammers Fernsehauftritt 1963 – in ihr Programm aufgenommen.
Zu dem Bericht für eine Akademie existieren noch mehrere kleine Fragmente. Da ist eine skurrile Begegnung eines Erzählers mit Rotpeters Impresario, ein Gespräch Rotpeters mit einem Besucher und der Beginn eines Schreibens des (zeitweise verrückt gewordenen) ersten Rotpeter-Lehrers.
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