Kriegsverbrechen auf der Spur
Kriegsverbrechen auf der Spur
Seit einem Jahr tobt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Spätestens seit dem Massaker von Butscha im Frühjahr 2022 ist offenkundig, dass russische Soldaten schwere Verbrechen an der ukrainischen Zivilbevölkerung begehen. Um sie zu dokumentieren und somit Verantwortliche ausfindig zu machen, sind im ganzen Land Ermittler:innen unterwegs.
Die US-Amerikanerin Belkis Wille ist stellvertretende Direktorin der Abteilung Krisen und Konflikte bei der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine regelmäßig im Land unterwegs. Sie dokumentiert Kriegsverbrechen, die russische Soldaten an der ukrainischen Zivilbevölkerung begangen haben sollen. Überlebende in den noch vor Monaten besetzten Gebieten berichten ihr von Verschleppung, Vergewaltigung, Folter und Mord. In der Region Charkiw sucht Belkis Wille nach Beweisen, dass russische Truppen für den Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk am 8. April 2022 verantwortlich waren. Aus einem Dorf in der Nähe von Isjum soll die ballistische Rakete abgefeuert worden sein, die auf dem Bahnhofsgelände in Kramatorsk 57 ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten tötete.
Die Daten und Beweise, die Belkis Wille vor Ort in der Ukraine sammelt, werden im Berliner Büro von Human Rights Watch von IT-Spezialisten, Daten-Forensikern und Journalisten ausgewertet. Im Digital Forensic Lab fügen sie Social-Media-Videos, YouTube-Clips und Satellitenaufnahmen zu 3-D Modellen zusammen. Zusammen mit den Daten, die vor Ort von Belkis Wille gesammelt wurden, können sie so den Angriff auf Kramatorsk detailgetreu nachverfolgen.
Alles muss hieb- und stichfest nachgewiesen werden, denn Human Rights Watch will die gesammelten Beweise Ermittlern ukrainischer Behörden oder auch dem Internationalen Strafgerichtshof zur Verfügung stellen.
Reportage (D 2022, 32 Min)
Kriegsverbrechen auf der Spur | ARTE Re: