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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 10 Jahren
Gelobtes Land

Franz Josef Degenhardt – Gelobtes Land.


Da, wo ein Wolf die Pfote gibt
und sorglos zwischen Lämmern lebt,
möcht ich Hirt und Jäger sein.
Da, wo man jeden Krieg gewinnt
und wo aus Disteln Rotwein rinnt,
möcht ich Soldat und Bauer sein.
Wo man zum Fischfang lauthauls Lieder singt
und wo ein Sänger sogar fette Fische fängt,
möcht ich Poet und Fischer sein,
möcht ich Poet und Fischer sein,
Poet und Fischer sein.

Wo man zum Frühstück Lämmer brät
und da, wo nie ein Wanst entsteht,
möchte ich Vielfraß und Dressman sein.
Wo Frauen nach dem zehnten Kind
noch feurig und verträglich sind,
möcht ich Galan und Gatte sein.
Da, wo ein Kind nach Elternwunsch gerät
und Eltern Dinge tun, die das Kind versteht,
da möcht ich Sohn und Vater sein,
da möcht ich Sohn und Vater sein,
Sohn und Vater sein.

Wo man mit Nonnen Rauschkraut kaut
und statt Kerker Klöster baut,
möcht ich Mönch und Laie sein.
Da, wo man Krüppeln Wagen schenkt
und sagen darf, was man sich denkt,
möcht ich Herr und Genosse sein.
Da wo man stirbt und trotzdem weiterlebt,
auch wer mit seiner Hand nur immer Gläser hebt,
möcht ich tot und lebendig sein,
möcht ich tot und lebendig sein,
tot und lebendig sein.

Schlaraffia und Kanaan,
Ardistan, Kommunistan,
wo ist das gelobte Land?
Dan man so en passant, ganz leicht,
und notfalls auch zu Fuß erreicht?
Das Gelobte Land?
Nicht in der Herde, die ein Zischler treibt,
und die dann nachher doch im Grießbrei steckenbleibt,
vor dem gelobten Land.