Wolfgang Neuss: „Immer, wenn ich ‚drüben‘ sage, meine ich ‚hier‘“
Wolfgang Neuss: „Immer, wenn ich ‚drüben‘ sage, meine ich ‚hier‘“
Wolfgang Neuss: „Immer, wenn ich ‚drüben‘ sage, meine ich ‚hier‘“ – Wolfgang Neuss in Ost-Berlin.
Ein einziges Mal ist West-Berlins Star-Kabarettist Wolfgang Neuss „drüben“, im Ostteil der Stadt, aufgetreten, im „befeindeten Ausland“, wie er das nannte. Im Januar 1965 gastierte er auf Einladung von Brecht-Witwe Helene Weigel mit seinem Programm „Das jüngste Gerücht“ vor Schauspieler-Kollegen in der Theater-Kantine des „Berliner Ensemble“. Die geschlossene Vorstellung, von der ein kompletter Mitschnitt erhalten geblieben ist, wurde zum Politikum.
Ein beflissener Stasi-Mann notierte die umjubelten Pointen des ironisch-satirischen Neuss-Solos und konstatierte in seinem Bericht: „Die gegen uns gerichteten Spitzen spiegeln bloß die dummen Meinungen, die in West-Berlin vorhanden sind.“ Wenig später verhängte die DDR über den „Mann mit der Pauke“ und Freund Wolf Biermanns ein Einreiseverbot. Neuss hat den Fall der Mauer nicht mehr erlebt. Er starb Anfang Mai 1989 in West-Berlin.
Radiofeature von Volker Kühn | Deutschlandfunk 2009