Georg Kreisler – Wenn nicht Liebe, was sonst?
Wenn nicht Liebe, was sonst? Etwa Bomben?
Wenn nicht Liebe, was sonst? Etwa Dreck?
Wenn nicht Zärtlichkeit und Spiel,
dann pack ein. Es bleibt nicht viel.
Nichts wie weg. Nichts wie weg. Nichts wie weg.
Wenn nicht Liebe, was sonst? Nur Gehorsam?
Aus Gehorsam bin ich nicht für dich entflammt.
Und mir leuchtet viel mehr ein,
für die Liebe tot zu sein,
als für Vaterland und Bundeskanzleramt.
Halt mir nur einen kleinen Finger an die rechte Stelle,
die potenzielle.
Und dann vergleich die Stelle mit der Stelle,
wo ein Kraftwerk einiges vollbringt
und stinkt und Arbeit erzwingt.
Wenn nicht Liebe, was sonst? Dividenden?
Ach, an Liebe hält die Welt uns viel zu knapp.
Darum tut es mir auch leid,
daß ich dich von Zeit zu Zeit
noch bei irgendetwas anderem ertapp.
Laß nur Liebe sprechen, das ist kein Verbrechen,
haun wir ab, haun wir ab, haun wir ab.
All das hab ich kürzlich einem Mann gesagt,
doch der hat dann gesagt:
Das geht doch nie.
Also hab ich’s auch noch einer Frau gesagt,
Doch die hat: Au! gesagt,
Du spinnst, und wie!
Die Liebe schafft zwar viel, doch schafft sie’s nicht alleine.
Doch wenn ich nachdenke, dann denk ich nur das eine:
Wenn nicht Liebe, was sonst? Etwa Hitler?
Wenn nicht Liebe, was sonst? Etwa Strauß?
Etwa Waffenproduktion,
Politik und Religion,
nichts wie raus, nichts wie raus, nichts wie raus!
Wenn nicht Liebe, was sonst? Karriere?
Was hast du davon, wenn ich Direktor bin?
Wenn der Dollar wieder kippt,
wenn der Ostblock sich ergibt,
ohne Liebe hat das ganze keinen Sinn.
Man gießt das Öl ins Meer. Die Sonne will sich nicht mehr zeigen.
Die Fische schweigen.
Man spricht von Krieg und Sieg und Recht auf Selbstbestimmung
und der Völker schwerem Joch -
jedoch: Wie lange denn noch?
Wenn nicht Liebe, was sonst? Freie Wahlen?
Hat die CDU im Bett mehr Phantasie?
Macht ein Staatsbegräbnis froh?
Hat der Kanzler keinen Po?
Aber eines weiß ich sicher irgendwie:
Daß ich ohne Liebe sozialistisch bliebe,
glaub ich nie, glaub ich nie, glaub ich nie!