Lyrik für Alle – Folge 88
Lyrik für Alle – Folge 88
In der 88. Folge von Lyrik für Alle rezitiert Lutz Görner Gedichte von Emanuel Geibel.
Franz Emanuel August Geibel (* 17. Oktober 1815 in Lübeck; † 6. April 1884 ebenda) war ein deutscher Lyriker. Er veröffentlichte auch unter dem Pseudonym L. Horst.
Geibel war ein Spätromantiker, dessen Werke in ihrer Formvollendung einem klassizistischen Schönheitskult folgten. Sie waren noch vom Stil der Romantik beeinflusst, als diese längst verstrichen war. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war er einer der bekanntesten deutschen Dichter. Seine patriotischen Gedichte standen in scharfem Kontrast zu den Werken der Jungdeutschen und der Naturalisten, von denen er heftig angegriffen wurde. Sein erstes Gedicht veröffentlichte er im Deutschen Musenalmanach für das Jahr 1834 von A. von Chamisso und Gustav Schwab unter Pseudonym.
Sein wohl bekanntestes Werk ist das Gedicht Wanderlied, auch bekannt als Der Mai ist gekommen, das er 1841 auf dem Weg nach Schloss Escheberg zu verfassen begann. In der Vertonung von Justus Wilhelm Lyra aus Osnabrück wird Der Mai ist gekommen am Vorabend des 1. Mai in Osnabrück, Lübeck und anderen Orten bis heute öffentlich gesungen.
Teile seiner Gedichte wurden auch im Nationalsozialismus verwendet. Das Schlagwort „Am deutschen Wesen mag die Welt genesen" wurde seinem Gedicht Deutschlands Beruf von 1861 entnommen, obgleich mit dem „deutschen Wesen", im Gegensatz zur späteren Interpretation im Sinne von „Art und Weise" bzw. von „deutscher Kultur / Rasse" im Sinne der NS-Ideologie, das Bestehen Deutschlands als Einheit, als ein Staat (als ein Wesen, bei Beibehaltung der kulturellen Vielfalt) zu verstehen ist; das Gedicht ist ein Aufruf Geibels an die deutschen Einzelstaaten zur Einigung hinter einem neuen Kaiser. Nach Ausschluss Österreichs aus dem als Deutschland definierten Gebiet (kleindeutsche Lösung) nach 1866 und dem Deutsch-Französischen Krieg sah Geibel diesen Aufruf 1871 noch verwirklicht. Geibel versuchte sich auch als Dramatiker, zum Beispiel beim Opernlibretto Loreley, jedoch ohne großen Erfolg. Bedeutender sind seine Übersetzungen französischer, spanischer, griechischer und lateinischer Lyrik.
Theodor Fontane setzte Geibel ein literarisches Denkmal in der Prägung „Geibelei“, unter der er schöne, aber formal stereotype Lyrik verstand, die sich mit beliebigen Inhalten füllen ließe. Theodor Storm echauffierte sich noch beim Mahl, das im Rahmen der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Husum für ihn abgehalten wurde, darüber, dass sein Werk zeit seines Lebens hinter das von Geibel zurückgestellt wurde.
Thomas Mann verewigte Geibel in den Buddenbrooks in der Figur des Jean-Jacques Hoffstede, des „Dichters der Stadt“, der beim großen Familienfest im Hause Buddenbrook am Anfang des Buches ein paar Zeilen, die er eigens zu diesem Anlass zu Papier gebracht hatte, zum Besten gibt. Allerdings gilt auch Wilhelm Buschs Bildergeschichte Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter als spöttischer Kommentar zu Emanuel Geibel und den Kreisen, in denen er sich bewegte.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Emanuel Geibel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz der GNU für freie Dokumentation und CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.