Lyrik für Alle – Folge 183
Lyrik für Alle – Folge 183
In der 183. Folge von Lyrik für Alle rezitiert Lutz Görner Gedichte von Hans Magnus Enzensberger.
Hans Magnus Enzensberger (* 11. November 1929 in Kaufbeuren) ist ein deutscher Dichter, Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer und Redakteur. Er publizierte einzelne Bücher unter den Pseudonymen Andreas Thalmayr, Linda Quilt, Elisabeth Ambras, Giorgio Pellizzi, Benedikt Pfaff, Trevisa Buddensiek sowie Serenus M. Brezengang. Enzensberger lebt in München-Schwabing.
Hans Magnus Enzensberger ist in einer bürgerlichen Familie in Nürnberg aufgewachsen. Sein Vater war dort Oberpostdirektor. Zuvor hatte er als Ingenieur für Fernmeldetechnik gearbeitet − er war der erste Radiosprecher Bayerns. Die Mutter Elionore arbeitete anfänglich als Erzieherin. Enzensberger hat bzw. hatte drei jüngere Brüder: Christian Enzensberger war Anglist und ist 2009 verstorben. Ulrich Enzensberger war ein Gründungsmitglied der legendären Berliner Wohngemeinschaft Kommune I und ist als Autor tätig. Der Bruder Martin verstarb schon Mitte der 1980er Jahre an Lungenkrebs.
Wie alle Beamtenkinder war Enzensberger zur Teilnahme bei der Hitlerjugend verpflichtet, wurde aber wegen Trotz und Querulantentums wieder ausgeschlossen. Während des Luftkrieges evakuierte man seine Familie und ihn in die mittelfränkische Kleinstadt Wassertrüdingen, was eine seltene Ausnahme im Regime des Nationalsozialismus und nur der hohen Stellung seines Vaters zu verdanken war. Hier wurde auch sein jüngster Bruder Ulrich geboren. Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs erlebte Hans Magnus Enzensberger als ein Angehöriger des Volkssturmes. Dem Dienst entzog er sich und konnte sich bis nach Hause durchschlagen.
Nach dem Krieg machte er an der Oberschule in Nördlingen das Abitur, seine Familie ernährte er als Schwarzhändler, Dolmetscher und Barmann bei der Royal Air Force. Mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie in Erlangen, Freiburg im Breisgau, Hamburg und an der Sorbonne in Paris. 1955 wurde er mit einer Arbeit über Clemens Brentanos Poetik promoviert. (Sein Biograf Jörg Lau vergleicht Enzensberger mit Brentano, insbesondere die Methode von „Rückgriff und Zerstörung“ der Traditionen in der Lyrik.)
Bis 1957 arbeitete Enzensberger für Alfred Andersch als Hörfunkredakteur in Stuttgart. Auch in den folgenden Jahren entstanden zahlreiche „Radio-Essays“, unter anderem Medien- und Sprachkritik (beispielsweise Die Sprache des „Spiegel“). Eine Sammlung davon erschien 1962 unter dem Titel Einzelheiten I und II. Sie bilden den Auftakt seiner vielfältigen und produktiven Arbeit als Essayist.
Bereits 1957 publizierte Enzensberger auch seinen ersten Gedichtband die verteidigung der wölfe. Die darin enthaltenen Gedichte verbinden virtuose Sprachspiele mit Weltekel, politische Empörung mit Detailbetrachtungen; diese Aspekte spiegeln sich schon in der Dreiteilung des Bandes wider: 1. Freundliche Gedichte 2. Traurige Gedichte 3. Böse Gedichte. Schon in diesen frühen Gedichten zeigt sich Enzensbergers Überzeugung, dass Lyrik auch Ereignisse nacherzählen, Theorien vermitteln und Ideen ausdrücken könne, dass also Gedichte nicht nur Stimmungen und Gefühle zum Inhalt haben können.
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