Lyrik für Alle – Folge 176
Lyrik für Alle – Folge 176
In der 176. Folge von Lyrik für Alle rezitiert Lutz Görner Gedichte von Johannes Bobrowski.
Johannes Bobrowski (* 9. April 1917 als Johannes Konrad Bernhard Bobrowski in Tilsit; † 2. September 1965 in Berlin) war ein deutscher Lyriker und Erzähler.
Johannes Bobrowski übersiedelte 1925 nach Rastenburg, 1928 nach Königsberg, wo er das humanistische Stadtgymnasium Altstadt-Kneiphof besuchte. Einer seiner Lehrer war Ernst Wiechert. 1937 nahm er ein Kunstgeschichtsstudium in Berlin auf, ohne jedoch immatrikuliert zu sein. Eine NSDAP-Mitgliedschaft, die ihn zur Immatrikulation berechtigt hätte, lehnte Bobrowski ab. Als Angehöriger der Bekennenden Kirche hatte er Kontakt zum christlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Er nahm als Gefreiter in einem Nachrichtenregiment am gesamten Zweiten Weltkrieg teil (Polen, Frankreich und Sowjetunion). Erste Gedichte erschienen 1944 in der Zeitschrift Das Innere Reich. Von 1945 bis 1949 war Bobrowski in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, u. a. im Don-Gebiet, wo er im Kohlebergbau arbeitete.
Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft war er als Lektor in Ost-Berlin tätig, zunächst für den Altberliner Verlag Lucie Groszer, einen Kinderbuchverlag, ab 1959 als Lektor für Belletristik für den christlichen Union Verlag. In der von Peter Huchel geleiteten Zeitschrift Sinn und Form erschienen 1955 fünf Gedichte Bobrowskis. Weitere Veröffentlichungen in west- und ostdeutschen Zeitschriften folgten, die Bemühungen um die Veröffentlichung eines eigenen Gedichtbands blieben jedoch erfolglos. Erst 1961 erschien in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart Bobrowskis erster Gedichtband Sarmatische Zeit, der wenig später auch in der DDR veröffentlicht wurde. Auch Bobrowskis spätere Veröffentlichungen – sein zweiter Gedichtband Schattenland Ströme sowie seine Erzählungen und Romane – erschienen sowohl in Verlagen der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR. Bobrowski verstand sich stets als deutscher Dichter, der eine Trennung in ost- und westdeutsche Literatur ablehnte: „Ich bin, meiner Überzeugung nach, ein deutscher Schriftsteller. So wie einige meiner Freunde in Westdeutschland, Westberlin oder Frankreich deutsche Schriftsteller sind.“
Im Oktober 1962 erhielt Bobrowski den Preis der Gruppe 47, wodurch er in ganz Deutschland und auch international bekannt wurde. Zu den Folgen seiner zunehmenden Bekanntheit und der Tatsache, dass Bobrowski sich in beiden deutschen Staaten und Literaturen vorbehaltlos bewegte, gehörte auch, dass er in den letzten Jahren seines Lebens von der Staatssicherheit observiert wurde. 1963 wurde Bobrowski Mitglied im Deutschen Schriftstellerverband der DDR, was er bis dahin immer vermieden hatte.
Am 2. September 1965 starb Bobrowski an den Folgen eines Blinddarmdurchbruchs und wurde auf dem Christophorus-Friedhof in Berlin-Friedrichshagen beigesetzt. Die Grabstätte im Feld E gestaltete der Künstler Wieland Förster. Sie ist heute ein Ehrengrab des Landes Berlin. Bobrowskis literarischer Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach.
In Bobrowskis Werke floss die Bekanntschaft mit der osteuropäischen Landschaft, mit deutschen, baltischen und slawischen Kulturen sowie ihrer Sprachen und Mythen ein. Er bezeichnete an verschiedenen Stellen die Geschichte von Deutschen und osteuropäischen Völkern als sein „Generalthema“: „Ich befasse mich, nach meiner Ansicht, mit dem Verhältnis der Deutschen zu ihren östlichen Nachbarvölkern. Ich benenne also Verschuldungen – der Deutschen – und versuche, Neigung zu erwecken zu den Litauern, Russen, Polen usw.“
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