Björn Pfeffermann: „Glückspilzvergiftung“ (2008)
Björn Pfeffermann: „Glückspilzvergiftung“ (2008)
Was kann man mit 35 noch aus seinem Leben machen? Mozart hatte da schon 54 Symphonien geschrieben. Ein Jahr später lag er im Grab.
Eingebettet in die Rahmenhandlung eines irrwitzigen Moderatoren-Castings für einen Quiz-Sender, liefert Björn Pfeffermann tragikomische Einblicke in die männliche Psyche. Der Protagonist, ein Möchtegern-Fernsehstar, grübelt über sein Leben und stellt schließlich fest, dass er mit Erfolg einfach nicht umgehen kann. Mangels Gelegenheit.
Was soll man auch erwarten, wenn alles schon so übel beginnt? Du schwimmst chillig in deiner Fruchtwasser-Lounge. Und plötzlich wirst du rausgepresst in diese grelle Welt und siehst als erstes … Benjamin Blümchen. Als Teenager hast du Angst vor Frauen, weil du keine Erfahrung hast. Später hast du Angst vor Frauen, weil du Erfahrung hast. Mit 33 wird dir der Job gekündigt: Zu alt. Nach 15 Trennungen und einer Privatinsolvenz fühlst du dich mindestens so einsam wie Edmund Stoiber in Brüssel und stellst fest: Dein Freundeskreis ist kein Kreis sondern … ein Punkt. Und wie sind die Zukunftsaussichten? Grau! Denn schon bald wird Europa von Senioren überschwemmt sein – kein Kontinent mehr, sondern ein Inkontinent. So schleppst du dich weiter, regiert von einer Kanzlerin, für die Innenpolitik so spannend ist wie das Bahnmagazin „Mobil" und überwacht von Staat, Wirtschaft und Internet.
Gut, dass du Sartre gelesen hast: In der Hoffnungslosigkeit beginnt der wahre Optimismus.
Björn Pfeffermann: „Glückspilzvergiftung“ (2008) (Regie: Annette Hallström)