Georg Kreisler – „Bett-Philosophie“ vom Album „Rette Sich Wer Kann“ (1976)
Wie sagte schon Kant – oder war es Voltaire?
Hätte das Leben den mindesten Sinn
Dann wäre das Sterben für uns ein Gewinn
Und unsere Angst vor dem Sterben wär’ nichts als eine Chimäre
Weil ja das Sterben dann kein Sterben eigentlich wäre
Sondern Permutation, ein Erfolg der Natur, ein Streben nach mehr
Das wusste schon Kant – oder war es Voltaire?
Und der alte Virgil – oder war’s Sigmund Freud?
Sagte: „Das Leben, den Menschen zum Trotz
Ist nichts als das Wort eines anderen Gott’s!
Es gibt weder Todesbeweis, noch Beweis eines Lebensbeginnes
Der einzige Sinn des Lebens ist Abwesenheit jedes Sinnes!
Das Leben ist tot, ein konfuses Getümmel, gequirlter Quark!“
So sprach schon Horaz – oder war es Lamarck?
Befasse dich einmal mit Gnosis
Bald wirst du merken, was los is’ –
Nämlich, dass unsere Welt einfach zu groß ist!
Im Gegensatz dazu sieht Newton
Fast immer das Schlechte im Guten!
Die rein mechanistische Welt widerlegt jeder Baum –
Das Leben ist Traum!
Das sagt schon Rousseau –
Oder war’s Diderot?
Und sogar schon Euklid – nein ich glaube Descartes, ja, Descartes!
Der sagte zwar: „Cogito ergo sum!“
Aber er wusste: Im Grund ist das dumm
Und beweist überhaupt nichts, außer der Tatsache, dass wir nichts wissen!
Sogar schon Pascal –
Oder war es Lassalle? –
Fand das Leben beschissen!
Man ist nur Marionette –
Außer im Bette
Da ist man noch wer!
Das sagt auch Pasteur -
Oder war es Flaubert?
Oder war’s La Fayette? -
Also geh’n wir zu Bett!