Anonymer Dichter – „Bleib noch, mein lieb Gespiel“
Anonymer Dichter – „Bleib noch, mein lieb Gespiel“
Anonymer Dichter – „Bleib noch, mein lieb Gespiel“
Rezitation: Mathias Wieman
aus dem Hörwerk „Das gesprochene Wort“
erschienen bei Deutsche Grammophon Literatur
Text:
Bleib noch, mein lieb Gespiel, lieg still;
denn es ist noch nicht Morgen.
Der Wächter uns betrügen will:
Der Mond hat sich verborgen.
Man sieht der Sternlein noch gar viel
her durch die Wolken dringen.
Lieg still bei mir, mein lieb Gespiel,
und laß den Wächter singen.
Sie sprach: „Die Märe hör ich gern,
muß ich bei Dir noch bleiben.
So bleibt mir Leid und Sehnen fern;
uns soll die Zeit vertreiben,
was Dich und mich erfreuen mag,
und wollen unterdessen
den grauen Morgen und den Tag
und alles Leid vergessen."
Sie drückt an mich ihr Brüstelein.
Mein Herz wollt mir zerspringen.
Sie sprach: „Laß Dir befohlen sein
mein Ehr vor allen Dingen.
In Deinen Armen lieg ich tief;
da rast ich nur alleine."
— Der Wächter aber sang und rief:
Ich seh den Tag aufscheinen
Bilder: Rembrandt van Rijn *1606 – †1669