Tattoo
Ursus & Nadeschkin mit Tattoo auf dem Arosa Humor-Festival 2008.
Meine Damen und Herren, wir stehen jetzt hier im Publikum und möchten etwas Persönliches über uns erzählen. Hast du gerade ein Thema?
Ja. Ursus mag Tattoos sehr.
Stimmt, ich mag Tattoos sehr, und … Was mag ich?
Tattoos.
Nein, nicht ich.
Es wäre aber schon schön, wenn du eines hättest.
Wieso sollte ich ein Tattoo haben?
Das wäre super schön. Du könntest dir ja mal eines machen lassen.
Warum soll ich mir ein Tattoo machen lassen?
Wenn ich mich langweile, könnte ich ein wenig das Tattoo anschauen.
Dann mach dir doch selber eines.
Spinnst du, weißt du, wie weh das tut?
Eben, also ich möchte kein Tattoo.
Jetzt hab dich nicht so. Weißt du, wie lange ich dich nicht gebeten habe? Weißt du, wie lange ich schon ein Tattoo an dir möchte?
Nein.
Seit Jahren.
Aber ich will kein Tattoo, ich mache keins, ich brauche keins …
OK. – Jetzt bin ich einfach gerade sehr enttäuscht. Aber man kann mir ja auch den Abend versauen.
Ich will kein Tattoo …
So ein kleines Tattoo tut doch niemandem etwas. So ein kleiner Drache, wem tut denn der etwas?
Ein kleiner Drache?
Oder ein Skelett. Und dann kannst du noch so einen passenden Spruch hinzufügen, so etwas Persönliches wie „Fuck the system“.
„Fuck the system“? Was heißt das?
Das ist englisch, weißt du. Du kannst ja nicht schreiben „Komme ich heute nicht, komme ich morgen“.
Es müsste ja auch passen.
Eben.
Aber ich will lieber keins.
Aber jetzt hab dich doch nicht so. Es gibt weltweit wirklich größere Probleme als dich mit keinem Tattoo.
Aber hör, ich will keins, ich brauch keins …
Ich, ich, ich, ich, immer ich, ich, ich! Jetzt geht es auch einmal um mich! Was soll ich denn sagen, wenn der Journalist fragt, ob du ein Tattoo hast? Soll ich sagen, du hättest keines? Wie stehen wir dann da? Oder wenn mich meine Freundinnen auf der Straße fragen, ob ich immer noch mit diesem Typen ohne Tattoo Theater mache?
Aber hör, ich will wirklich lieber keins …
Ein Tattoo ist ein sicherer Wert. Wenn du das mal hast, bringst du es nicht mehr weg.
Aber das ist doch kompliziert …
Nein, überhaupt nicht.
Was muss man denn da tun?
Es hat bald an jeder Ecke so ein Tattoo-Studio. Easy. Da ritzen sie 2-3 Stunden etwas in der Haut rum, dann ist es vorbei.
Aber das tut doch weh.
Ach, weh, weh … Das sind Profis, sage ich dir. Da hast du dann so Kerben in der Haut, dann kippen sie die Farbe rein, fertig.
Aber das gibt Krebs!
Krebs, Krebs … Alles gibt inzwischen Krebs. Man kann bald nichts mehr tun. Nein, die sind wirklich super. Die tun Salbe drauf, dann gibt es noch eine Bandage, und nach 2-3 Monaten kannst du die Bandage wieder wegnehmen.
Was für eine Bandage?
Gegen die Infektion.
Infektion? Ich will keine Infektion.
Du willst auch gar nichts! Mein Gott, zuerst willst du kein Tattoo, dann willst du keine Infektion … Was willst du eigentlich? Schau doch mal die Leute an, heute haben bald alle ein Tattoo.
Moment. OK. Wer hat … haben Sie … Ich frage mal jemanden … Machen wir es so: Wer hier drin ein Tattoo hat, bitte die Hand heben. – Das sind ja kaum 5.
Nein, du darfst nicht so fragen. Das ist immer noch ein delikates Thema. Man muss ganz anders an die Sache herangehen. Meine Damen und Herren, wer von Ihnen kein Tattoo hat, geht jetzt bitte kurz auf die Bühne und erklärt, warum. – Siehst du, der einzige, der auf der Bühne steht und erklärt, warum er keines will, bist du!